Zinsentwicklung

Zinsentwicklung im Fokus

Eindeutiger Trend der letzten Jahre

Zinsentwicklung: Extrem niedriges Niveau

Entgegen allen Prognosen ist das Zinsniveau in den letzten Jahren von Rekordtief zu Rekordtief geeilt. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank als Treiber: Um die Inflation zurück auf das "gesunde" Niveau von rund 2 % zu heben, wurde der Leitzins der EZB sukzessive gesenkt, ein umfangreicher Maßnahmenkatalog steht noch in den Startlöchern.

Deutsche Staatsanleihen sind als "sicherer Hafen" unter Anlegern insbesondere vom Niedrigzinsniveau gezeichnet, ein drastischer Renditeverfall über sämtliche Laufzeiten hinweg ist zu beobachten.

Info: Zielsetzung von niedrigen Zinsen

Bei sinkenden Zinssätzen werden Banken dazu animiert, dieses Geld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen und Kredite an Unternehmen und Privatpersonen zu vergeben. Dies soll die Konjunktur ankurbeln und die Wirtschaft mit günstigem Geld stimulieren und stützen. Ein weiterer Punkt ist der Aufkauf von Staatsanleihen durch die Notenbanken, um die Refinanzierung der Staatsschulden auch in der langen Frist zu niedrigen Zinsen sicherstellen zu können.

Eine Nullzinspolitik soll hierbei Finanzierungskosten von Staaten tief halten. Dabei wird eine Inflation in Kauf genommen und sogar gefördert, um Staatschulden dahingehend zu entwerten. Ergo werden Sparer benachteiligt, die Geld auf Tagesgeld, Festgeld oder Sparbüchern halten. Diese werden durch die niedrige Zinsen quasi schleichend enteignet, dadurch dass die Inflation oftmals höher ist als die Zinsen auf Ihr angelegtes Geld.

Bei steigenden Zinssätzen ist die Intention der Zentralbank, die in Umlauf befindliche Geldmenge zu reduzieren. Ziel ist es beispielsweise Inflationsgefahren zu reduzieren oder die Erhaltung einer hohen Beschäftigung zu gewährleisten. Dieses Szenario erfolgt meistens in Phasen konjunktureller Überhitzung, in der das Wirtschaftswachstum zu schnell wächst und die Preisniveaustabilität gefährdet ist.

Niedriger EZB-Zins führt zu geringen Kapitalmarktzinsen

Aufgrund der zuvor beschriebenen Situation ist es am Kapitalmarkt so, dass sich die Zinsen mittlerweile auf einem sehr niedrigen Niveau befinden. Die Zinsentwicklung, die in erster Linie durch den Leitzins der EZB bestimmt wird, sieht allerdings im Finanzierungsbereich von der Tendenz her genauso wie im Anlagebereich aus. Konkret heißt das, dass zwar einerseits Sparer mittlerweile sehr geringe Zinsen hinnehmen müssen, auf der anderen Seite aber auch zahlreiche Kredite deutlich günstiger als beispielsweise noch vor zwei Jahren sind. Ohnehin muss beim Betrachten der Zinsentwicklung am Markt stets differenziert werden, ob es sich um Produkte handelt, die für Anleger oder für Kreditnehmer interessant sind.

Die Zinsentwicklung im Anlagebereich

Viele Anleger sind derzeit definitiv von den niedrigen Zinsen enttäuscht, die sie im Bereich verschiedener Anlageprodukte erhalten. Insbesondere bei den folgenden Bankprodukten ist es so, dass sich die Zinsen teilweise deutlich unterhalb der Marke von einem Prozent befinden:

  • Festgeld
  • Tagesgeld
  • Spareinlagen
  • Bundeswertpapiere
  • diverse Geldmarktfonds
  • verschiedene Staatsanleihen

Insbesondere bei Spareinlagen, einer Tagesgeldanlage sowie bei den Termingeldeinlagen (Festgelder) sind die Zinsen in den vergangenen zwei Jahren von ihrer Entwicklung her deutlich gefallen. Wer sich als Anleger heutzutage beispielsweise für eine Tagesgeldanlage entscheidet, der erhält nur noch selten einen Zinssatz, der höher als ein Prozent ist. Ähnlich sieht es im Festgeldbereich aus, denn auch hier sind Zinsen von einem Prozent und mehr im Prinzip nur dann zu erzielen, falls der Kunde sich für eine relativ lange Festlegedauer entscheidet. Während die Anlagezinsen für viele Bankkunden ein Ärgernis sind, gilt dies definitiv nicht für die Kreditzinsen.

Die Zinsentwicklung im Finanzierungsbereich

Im Finanzierungsbereich stellt sich die Zinsentwicklung zwar genauso wie im Anlagebereich dar, jedoch können sich die Bankkunden in diesem Fall über die Entwicklung freuen. In erster Linie gilt das für Bauzinsen, die heute auf einem extrem niedrigen Niveau sind. Teilweise kann eine Baufinanzierung mittlerweile zu einem Zinssatz von unter zwei Prozent durchgeführt werden. Allerdings ist in dem Zusammenhang stets auf einige Faktoren zu achten, wie zum Beispiel auf die Zinsbindung. Die Dauer der Zinsfestschreibung, die Eigenkapitalquote und die Bonität des Kreditnehmers sind nämlich nur einige Punkte, die sich erheblich auf den Zinssatz auswirken können, der letztendlich zu zahlen ist. Dennoch ist die Tendenz natürlich grundsätzlich so, dass sich die Hypothekenzinsen auf einem extrem geringen Niveau befinden. Das Zinsniveau bewegt sich im Bereich der Baukredite derzeit bei durchschnittlich unter zwei Prozent, wenn optimale Bedingungen beim jeweiligen Kunden vorausgesetzt werden.

Aber nicht nur beim Baugeld und bei einer Immobilienfinanzierung können Kunden derzeit von günstigen Darlehen profitieren, sondern ähnlich stellt sich die Situation beispielsweise auch bei den Ratenkrediten dar. Zwar ist ein Ratenkredit natürlich nicht mit einem Zinssatz von beispielsweise 1,5 Prozent ausgestattet, aber die besten Angebote liegen auch hier bereits nur noch bei rund drei Prozent. Die Zinsentwicklung hat demnach dafür gesorgt, dass sowohl die Baufinanzierungszinsen als auch die Kreditzinsen in anderen Bereichen extrem günstig sind. Davon profitieren sowohl Konsumenten im Allgemeinen als auch Immobilienkäufer. Heutzutage können sich auch zahlreiche Bürger den Kauf oder Bau eines Objektes leisten, für die eine derartige Investition vielleicht vor drei oder vier Jahren noch vollkommen undenkbar war.

Zinsentwicklung beim Bausparen: Licht und Schatten

Während die Situation bezüglich der Zinsentwicklung sowohl im Anlage- als auch im reinen Finanzierungsbereich eindeutig ist, sehen Bausparer die Auswirkungen der EZB-Zinspolitik teilweise sehr differenziert. Der Grund ist schlichtweg der, dass es beim Bausparen sowohl eine Anspar- als auch eine Darlehensphase gibt, falls das Bauspardarlehen beansprucht wird. Demzufolge profitieren Bausparer einerseits von den niedrigen Darlehenszinsen, müssen sich aber während der Ansparphase eben auch mit sehr niedrigen Guthabenzinsen zufriedengeben. Dies ist allerdings prinzipiell eine Eigenschaft des Bausparens, denn da sich die Zinsen meistens sowohl im Anlage- als auch im Finanzierungsbereich in die gleiche Richtung entwickeln, wird der Sparzins in gewissen Grenzen fast immer im gleichen Verhältnis zum Darlehenszins stehen. Konkret heißt das: Sind die Guthabenzinsen beim Bausparen hoch, muss der Kunde auch relativ hohe Darlehenszinsen zahlen. Falls die allgemeine Zinsentwicklung allerdings so wie jetzt ist, nämlich dass die Guthabenzinsen gering sind, können sich Bausparer auf der anderen Seite über ebenfalls niedrige Darlehenszinsen freuen.

Fazit zur Zinsentwicklung

Viele Experten gehen davon aus, dass es in der näheren Zukunft keine signifikante Änderung bezüglich der allgemeinen Zinsentwicklung geben wird. Sollte sich die Wirtschaft nicht deutlich erholen, dürften sich sowohl die Kapitalmarkt- als auch die Finanzierungszinsen in den kommenden Monaten und vielleicht sogar Jahren auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt befinden.