"Zinssenkung der Fed sorgt für Verwirrung"
Ratlose Gesichter
Die Aktienmärkte haben endlich das erhalten, was sie sich so lange gewünscht haben. Die US-amerikanische Federal Reserve senkte in der vergangenen Woche die Fed Funds Target Rate um 50 Basispunkte. Wie üblich war die Marktreaktion recht gemischt und wieder einmal bestätigte sich, dass sich Markt-Timing bezüglich Aktionen der Federal Reserve nicht lohnt. Die Schlagzeilen hatten Schwierigkeiten, sich zwischen einer Interpretation als gutes oder schlechtes Zeichen für die globalen Aktienmärkte zu entscheiden. Sind es nun die sinkenden Zinsen, welche die Wirtschaft und Aktienmärkte antreiben? Oder eben doch ein Warnsignal, dass die Fed große Probleme voraussieht und daher die Zinsen senkt? Unser Vorschlag lautet: Drehen Sie den Lärm runter. Es existiert kein Hinweis darauf, dass eine Senkung des Zinses um 50 Basispunkte auf neue Probleme verweist. Die Fed hat keine besondere Prognosefähigkeit und Märkte haben bereits bewiesen, dass die Auswirkungen der Zinsentwicklung wesentlich geringer sind, als viele glauben.
Der Beweis der Vergangenheit
Kurzfristig kann man diesen Zusammenhang anhand der letzten zwei Jahre beobachten. Die Fed startete ihren Zinserhöhungszyklus am 17. März 2022. Aktienmärkte waren zu dem Zeitpunkt bereits zweieinhalb Monate gefallen und sicherlich haben die Zinsentwicklungen zu einer Verschlechterung der Stimmung in den darauffolgenden Monaten beigetragen. Doch bereits im Oktober 2022 startete ein neuer Bullenmarkt, der bis heute andauert. Am vergangenen Mittwoch lag der S&P 500 mit 34,5 Prozent deutlich über seinem Niveau direkt vor der ersten Zinserhöhung. Während die Fed den Spitzen-Zinssatz von 5,25 Prozent bis 5,5 Prozent aufrechterhielt, stieg der amerikanische Markt um 25,5 Prozent. Offensichtlich hatte der Aktienmarkt keine fundamentalen Schwierigkeiten mit hohen Zinsen.
Die langfristige Perspektive zählt
Auch auf lange Frist bestätigt sich dieses Bild. Legionen von Analysten beobachten jedes Wort der Fed-Mitglieder genau. Viele Marktteilnehmer wollten niedrige Zinsen und haben sie nun bekommen. Doch gleichzeitig mangelte es nicht an Kommentaren, welche Probleme die Fed in der kommenden Zeit sieht, insbesondere an der Arbeitsmarktfront. Die Prognosen bis Jahresende wurden somit mit weiteren Zinssenkungsfantasien versehen. Andere Experten verwiesen auf die letzten Zinssenkungszyklen aus den Jahren 2001, 2007 und 2020, die allesamt innerhalb von Bärenmärkten stattfanden. Doch die Fed besitzt keine Insiderinformationen und agiert tendenziell eher rückwärts- als zukunftsorientiert. Die Daten bestätigen diese Sichtweise: Seit 1950 konnte der S&P 500 nach ersten Zinssenkungen in 78,6 Prozent der Fälle in den kommenden zwölf Monaten steigen. Die Durchschnittsrendite lag bei 10,5 Prozent. Bullish? Bearish? Die Richtung ist nicht vorgegeben.
Fazit
Seit Beginn der Zinserhöhungen wird vor allem die Stimmung maßgeblich beeinflusst. Schon früh konnte die Weltwirtschaft trotz aller Unkenrufe ihre Resilienz gegen höhere Zinsen unter Beweis stellen. Da steigende Zinsen nicht die negative Schlagkraft entfalten konnten, die alle befürchteten, sind sinkende Zinsen auch nicht grundsätzlich positiv. Viel eher versuchen sich Marktbeobachter an Interpretationen, die tendenziell sinnlos sind. Die Fed agiert viel eher rückwärts- als zukunftsgerichtet. Daher drehen Sie den Lärm runter und genießen Sie den laufenden Bullenmarkt – die Fed wird ihn aktuell nicht unterbrechen.