"US-Kreditwürdigkeit im Fokus"

Das Sommerloch füllt sich

Im August sind die kontroversen Schlagzeilen mitunter spärlich gesät, weshalb die Ankündigung der Rating-Agentur Fitch, die Kreditwürdigkeit der USA von AAA auf AA+ zu reduzieren, viele Anleger ruckartig aufhorchen ließ. Aus unserer Sicht werden sich jedoch sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte davon mittelfristig unbeeindruckt zeigen.

Wenig Neues

Als Standard & Poor's 2011 die Kreditwürdigkeit der USA herabstufte und damit als erste Ratingagentur die Bestnote AAA entzog, geschah dies inmitten der Schuldenkrise in der Eurozone und nur wenige Tage nach einem gewaltigen Streit um die US-Schuldenobergrenze. Das alles geschah inmitten einer starken Korrekturbewegung des globalen Bullenmarkts, was die hohe Unsicherheit der Anleger damals zusätzlich verstärkte. Allerdings folgte eine lange Phase sinkender US-Anleihezinsen und sehr guten Aktienrenditen, weshalb sich Anleger relativ schnell von diesem Schock erholten.

Im Vergleich zum damaligen Szenario gibt es heute nicht wirklich relevante Neuigkeiten, zudem ging der letzte Streit um die US-Schuldenobergrenze relativ unspektakulär über die Bühne. Ein Großteil der unmittelbaren Reaktionen auf die dennoch durchgeführte Herabstufung scheint die Überraschung darüber zu beinhalten, dass die Rating-Agentur Fitch ihre Drohung aus dem Frühjahr tatsächlich wahr gemacht hat. Letztendlich nehmen die Agenturen aber keine wirkliche Marktfunktion ein – sie bestehen aus Menschen, die über Ratings ihre subjektive Meinung kundtun.

Alte Ängste kommen wieder

Die von Fitch angeführte Argumentation für die Herabstufung beinhaltet eine Mischung aus den üblichen Schuldenängsten. Thematisiert wurden die US-Schuldenobergrenze, trübe Haushaltsprognosen, die Steuersenkungen von 2017, höhere Staatsausgaben, die Finanzierung von Sozial- und Krankenversicherung sowie die eigene US-Wirtschaftsprognose – Fitch geht von einer Rezession zum Jahreswechsel 2023/2024 aus. Zudem wurde der US-Politik ein schlechtes Zeugnis ausgestellt, die aufgrund einer „Erosion der Regierungsführung“ gar nicht in der Lage sei, den nötigen finanzpolitischen Rahmen zu stellen.

Ratings sind Meinungen

Meinungen sind nicht vorhersehbar, und wir glauben nicht, dass die Herabstufung eine tatsächliche Verschlechterung der US-Kreditbedingungen erwirkt. Denn nichts von dem, was in der Begründung angeführt wird, ist wirklich neu. Die Haushaltsprognosen zeichnen seit Jahren ein düsteres Bild, Sozialversicherung und Medicare sorgen jedes Jahr für kontroverse Schlagzeilen. Für Politiker ist die US-Schuldenobergrenze seit Jahrzehnten ein beliebter Zankapfel, Haushaltsstreitigkeiten sind die Regel. Trotz alledem ist das US-Finanzministerium noch nie in Verzug geraten. Im Jahr 2011 waren sich die Rating-Agenturen einig, dass die US-Kreditwürdigkeit eine Herabstufung verdient hat – die Märkte durchschauten den Nebel der Unsicherheit allerdings schnell und verdeutlichten mit nachhaltig sinkenden US-Zinsen ihre Sicht auf die Dinge.

Fazit

Wenn die US-Verschuldung tatsächlich ein Problem wäre, würden die Märkte dies wahrscheinlich schon lange vor den Rating-Agenturen erkennen. Märkte sind vorausschauend und preisen Informationen ein, bevor sie von verschiedenen Institutionen rückblickend analysiert werden. In Anbetracht der Tatsache, dass die US-Staatsanleihen größtenteils dem globalen Trend gefolgt sind, glauben wir nicht, dass die Märkte jetzt ein übermäßiges Risiko signalisieren. Und wenn die Märkte mit dem Fitch-Report einverstanden sind, sollten es die Anleger auch sein.

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