"Unbequeme Märkte"
Raue Zeiten voraus?
Den Aktienmärkten gelingt es nach der scharfen Korrektur im Oktober bisher nicht, im November mit einer dynamischen Gegenbewegung zu antworten. Eher hat sich die Stimmungslage in Europa angesichts der neuesten Brexit-Diskussion nochmals eingetrübt. Zudem lassen der italienische Haushaltsstreit und Sorgen um das deutsche BIP-Wachstum die Anleger weiterhin zögern. Zahlreiche Ängste im Zusammenhang mit der EZB-Geldpolitik runden das skeptische Gesamtbild ab. Auch die US-Märkte befinden sich fest im Griff einer zähen Korrekturbewegung. Diverse Crashpropheten sind sich der Tatsache bewusst, dass ihre Warnungen im aktuellen Marktumfeld geschickt platziert sind.
Kein Muster, kein Komfort
Korrekturbewegungen sind immer frustrierend. Sie beginnen unvorhersehbar und folgen leider keinem exakt vorgefertigten Muster. Im Idealfall ist die Erholungsbewegung ebenso dynamisch wie der schnelle Einschnitt, doch die Märkte werden den Anlegern diesen Gefallen nicht immer tun. Kurzfristige Volatilität ist oft unberechenbar und erzwingt die Tatsache, dass sich Aktienanleger eigentlich nie in der Komfortzone befinden.
Jede Korrektur bringt natürlich die Möglichkeit mit sich, dass ein Bärenmarkt starten könnte. Immerhin bietet der zähe Verlauf am Aktienmarkt Anlegern auch die Zeit, das aktuelle Marktumfeld genau zu analysieren. Was steckt hinter den Schlagzeilen und was macht den Märkten wirklich zu schaffen? Hat sich das fundamentale Umfeld in den letzten Monaten zum Schlechten gewendet und ist die Mehrheit der Anleger nicht bereit, diese Tatsache anzuerkennen? Oder sind die Schlagzeilen immer noch voller Schauermärchen, die teilweise schon seit Jahren für negative Stimmung sorgen? Auch in der aktuellen Situation gilt eher letzteres.
Brexit und andere Ängste
Das Brexit-Referendum im Juni 2016 kam überraschend und verfehlte im ersten Impuls seine Schockwirkung nicht. Seitdem dreht sich das Personalkarussell, stockende Verhandlungen sorgen immer wieder für Verstimmung, die Unsicherheit regiert. Bis zum 29. März 2019 ist auch nicht zu erwarten, dass sich das politische Theater in Wohlgefallen auflöst. Wichtig ist jedoch: ein negativer Überraschungseffekt, der den Märkten auch nachhaltigen Schaden zufügen könnte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ausbleiben. Denn Märkte preisen sämtliche bekannten Informationen unmittelbar ein und die Brexit-Diskussion wird breitgetreten - in dieser Situation ist es gar nicht möglich, dass die Mehrheit der Anleger einen negativen Einflussfaktor ignoriert und die Erwartungshaltung für die Realität unerreichbar wird. Ähnlich verhält es sich mit den Risikofaktoren „Handelskonflikt“ und „italienische Verschuldung“. In einer unbequemen Korrektur wie im vierten Quartal 2018 sollte man zudem immer im Hinterkopf behalten, dass das globale BIP schlagartig um mehrere Billionen US-Dollar erleichtert werden müsste, um tatsächlich eine globale Rezession zu verursachen.
Fazit
Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass der globale Bullenmarkt geduldige Anleger belohnen wird. Nicht erst seit den US-Zwischenwahlen ist das politische Umfeld vorteilhaft für die globalen Märkte, zu hohe Erwartungen werden immer wieder frühzeitig abgefangen und die fundamentale Stärke auf globaler Ebene lässt sich nicht wegdiskutieren. Aktien zu halten fühlt sich so gut wie nie „komfortabel“ an, insbesondere in ausgeprägten Korrekturbewegungen. Aber genau davon sollten sich langfristig orientierte Anleger eben nicht abschrecken lassen.