"Sorgen die Briten für Chaos an den Märkten?"

Die Sorgen um Europas Zukunft eskalieren

Kurse machen wieder einmal Meinungen! Die Aktienmärkte korrigieren weltweit und die aktuellen Diskussionen um den drohenden Brexit verunsichern in der Folge viele Anleger: Die Entscheidung am 23. Juni wirft ihre unheilvollen Schatten voraus. Zum wiederholten Male im laufenden Bullenmarkt werden Anleger dazu provoziert, grundsätzlich alles in Frage zu stellen. Aufpassen!

Der Markt wählt fast immer den Weg des größten Schmerzes

Märkte blicken immer in die Zukunft und lieben es, so viele Anleger wie möglich an der Nase herumzuführen. Kursbewegungen weniger Tage sollten grundsätzlich nicht überbewertet werden. Sicherlich steigt die Nervosität im Vorfeld des Referendums unter Anlegern an und ruft diese Volatilität hervor. Aber ist das denn wirklich neu? Allein im bisherigen Jahresverlauf haben wir schon mehrere Korrekturen gesehen: China und Öl direkt zum Jahresbeginn, dann im Februar die Ankündigung von David Cameron, das Referendum für die EU-Zugehörigkeit am 23. Juni durchzuführen - das Britische Pfund und die europäischen Aktienmärkte reagierten umgehend nervös. Diese Korrekturen sind typisch im Bullenmarkt!

„Stets findet Überraschung statt…

…da, wo man´s nicht erwartet hat.“ Dieses Zitat von Wilhelm Busch ist an der Börse universell einsetzbar. ABER: Stellt der Brexit diese Überraschung denn tatsächlich noch dar, wenn er Realität werden sollte? Ist es dieser unerwartete Keulenschlag, der den Bullenmarkt aus der Bahn wirft? Hier sollte gelten: Das negative Überraschungspotential fehlt! Ein Austritt Großbritanniens aus der EU würde wohl mit einigem Getöse ablaufen, aber die absolute Schockwirkung verfehlen. Wen würde das wirklich noch überraschen und völlig auf dem falschen Fuß erwischen? Die Stimmung ist bereits im Vorfeld extrem negativ, Anleger gehen in Deckung, Crash-Propheten haben Hochkonjunktur.

Die durch den Brexit ausgelösten Konsequenzen können sicher nicht über Nacht abgearbeitet werden. Aber neben Wirtschaft und Politik werden auch Anleger ausreichend Zeit haben, die neue Situation zu analysieren. Die angedachte Übergangsphase beträgt zwei Jahre! Cool bleiben!

Die „USA-Brille“ relativiert vieles

In den USA, der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt, die rund 60 Prozent der globalen Marktkapitalisierung stellt, fällt es leichter, die Ereignisse im globalen Kontext wahrzunehmen. Allen Problemstellungen zum Trotz notiert der wichtigste Länderindex, der breit aufgestellte S&P 500, lediglich rund drei Prozent unter seinem Allzeithoch. Von Euphorie ist dabei keine Spur! Brexit, China und Ängste im Wechselspiel (vor einer konjunkturellen US-Schwächephase oder vor einer erneuten Zinsanhebung der FED): Selten zuvor in der Geschichte war die Stimmung - bei Rekordniveaus in Reichweite -  derart mies!

Aus US-Sicht verblasst damit der düstere Vergleich mit dem Krisenjahr 2008. Deutsche Anleger bekommen dieses Gespenst dagegen nicht so einfach aus dem Kopf. Im Vergleich zum vorangegangenen Allzeithoch hat der DAX aktuell wieder mehr als 20 Prozent eingebüßt. Man sollte den deutschen Leitindex aber nicht als „den Aktienmarkt“ im Allgemeinen identifizieren. Deutschland stellt nur knapp vier Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung und ist damit keine sinnvolle Benchmark für Aktieninvestitionen: Zu schmal, schwankungsanfällig, nicht ausreichend diversifiziert und damit stark abhängig von der Entwicklung einzelner Unternehmen! Denken Sie IMMER global!

Fazit

Der Brexit wird zur Geduldsprobe. Lassen Sie sich von der kurzfristigen Volatilität nicht verrückt machen. „Cool bleiben“ in Korrekturen war schon immer das Erfolgsrezept für langfristig orientierte Anleger.

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