"Solider US-Arbeitsmarkt"
Daten als Bestätigung
Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht vermittelte den Eindruck, dass grundsätzlich alles in geordneten Bahnen verläuft. Die Einstellung von Arbeitskräften hielt im Monat Juni an, mit einer leicht ansteigenden Arbeitslosenquote auf einem immer noch niedrigen Niveau. Kritische Töne befassten sich mit der Verlangsamung der Nettoeinstellungen und eben dieser leicht ansteigenden Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent auf 4,1 Prozent – möglicherweise ein Hinweis auf eine Abschwächung der Wirtschaft. Unserer Ansicht nach bestätigen die jüngsten Arbeitsmarktzahlen jedoch lediglich, dass die US-Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte gewachsen ist - eine Erinnerung an den soliden wirtschaftlichen Hintergrund, der den Bullenmarkt untermauert.
Stärken und Schwächen
Wir stimmen zu, dass es einige diskussionswürdige Schwachstellen auf dem US-Arbeitsmarkt gibt. Die 70.000 zusätzlichen Stellen bei der US-Regierung im Juni übertrafen bei weitem den 12-Monats-Durchschnitt von 49.000, und obwohl ein Arbeitsplatz ein Arbeitsplatz ist, sagt die Beschäftigung bei der US-Regierung nichts darüber aus, wie es dem privaten Sektor geht, der den Löwenanteil des US-BIP ausmacht. Die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe sank um 8.000, was die länger andauernden Probleme der Schwerindustrie weiter bestätigt.
Dennoch sind einige Sorgen unserer Meinung nach etwas übertrieben. So wird beispielsweise der starke Rückgang bei der Zeitarbeit als Hinweis auf eine drohende Schwäche der US-Wirtschaft interpretiert. Die Logik: Wenn Unternehmen wachsen, stellen sie Zeitarbeitskräfte ein, bis sie Vollzeitstellen besetzen können. Aber wenn die Zeiten schwierig werden, werden diese Zeitarbeiter als erste entlassen. Das klingt vernünftig, aber selbst „Einstellungsexperten“ haben Probleme mit dieser Theorie. Zum einen spiegeln die Trends bei den Zeitarbeitskräften in der Regel eher branchen- oder sektorspezifische Entwicklungen wider als die Gesamtwirtschaft, zum anderen scheint der jüngste Rückgang der Zeitarbeit weniger ein besorgniserregender Vorbote zu sein als vielmehr eine Rückkehr zur Normalität, die durch COVID-Turbulenzen unterbrochen wurde.
Unbeirrter Fortschritt
Für die höhere Arbeitslosenquote im Juni gibt es auch einen guten Grund: Mehr Menschen treten in den Arbeitsmarkt ein, und höhere Löhne ziehen wahrscheinlich einige wieder an. Die Erwerbsquote stieg von 62,5 Prozent im Mai leicht auf 62,6 Prozent im Juni an, und die Quote für Arbeitnehmer im Haupterwerbsalter erreichte mit 83,7 Prozent ein 22-Jahres-Hoch.
Insgesamt mag sich der US-Arbeitsmarkt zwar verlangsamen, aber er bewegt sich unbeirrt vorwärts - im Einklang mit der wirtschaftlichen Expansion. Wenn man einen Schritt zurückgeht, entsprechen die Juni-Daten den längerfristigen Trends auf dem Arbeitsmarkt: Steigende Beschäftigtenzahlen und niedrige Arbeitslosigkeit.
Fazit
>Arbeitsmarktdaten sind Spätindikatoren, so dass sie nicht viel Neues über die Wirtschaft verraten. Für zukunftsorientierte Aktienmärkte ist das anhaltende Wachstum der US-Wirtschaft keine Überraschung - sie haben dieses Wachstum wahrscheinlich schon vor einer Weile eingepreist. Dennoch können wachstumsstarke Arbeitsmarktdaten den Anlegern helfen zu erkennen, dass in der jüngsten Vergangenheit befürchtete Ereignisse – wie beispielsweise eine US-Rezession – wahrscheinlich nicht eintreten werden. Dies trägt sicherlich zum allgemein steigenden Optimismus bei, den wir in letzter Zeit bei den Anlegern beobachten können.