"Märkte gehen voran - Daten folgen nach"

Beachten Sie den zeitlichen Vorlauf

In den letzten fünf Wochen haben die Aktienmärkte weltweit eine steigende Wahrscheinlichkeit für eine globale Rezession rasant eingepreist. Die weit verbreiteten Bemühungen zur Eindämmung von COVID-19 sorgen für eine enorme Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit. ABER: Aktienmärkte blicken in die Zukunft, Wirtschaftsdaten ziehen dagegen tendenziell nach. Die jüngsten Einkaufsmanagerindizes belegen beispielhaft dieses Grundprinzip.

Erwartungsgemäßer Daten-Schock

Einkaufsmanagerindizes entstehen aus monatlich durchgeführten Umfragen unter tausenden Unternehmen, die eine Einschätzung darüber abgeben, ob die Geschäftstätigkeit im Vergleich zum Vormonat gefallen, gestiegen oder konstant geblieben ist. Verschiedene Kategorien wie Produktionsmenge, Neugeschäft, Beschäftigungszahlen und Lieferzeiten werden dabei beleuchtet. Der Informationsdienstleister IHS Markit fasst diese Einschätzungen für Industrie, Dienstleistungen und in der Gesamtbetrachtung zu Indikatoren zusammen. Werte über 50 signalisieren, dass der prozentuale Anteil der Unternehmen überwiegt, die eine Expansion melden. Es ist keine exakte Wissenschaft, da die Größenordnung der erwarteten Veränderung hierbei keine Rolle spielt, dennoch sind diese Indikatoren als reaktionsschnelle Datenbetrachtung durchaus aufschlussreich.

Im Dienstleistungsbereich erreicht der Flash-Index für die USA im März 2020 einen Wert von 39,1 - für die Eurozone nur schockierende 28,4. Der vielgescholtene Industriesektor macht dagegen einen stabilen Eindruck: 49,2 für die USA und 44,8 für die Eurozone. Allerdings werden gesteigerte Lieferzeiten hierbei als positiver Faktor gewertet, da im Rahmen einer gesunden Expansion die Lieferzeiten ansteigen und Produzenten auf die erhöhte Nachfrage reagieren müssen. In der aktuellen Phase ist es leider nur der Hinweis auf die traurige Tatsache, dass die Eindämmungsmaßnahmen die globalen Lieferketten quasi zum Erliegen gebracht haben.

Erholung noch nicht absehbar

Selbst wenn die April-Daten wieder auf das Niveau von 50 zurückkehren: Eine Erholung wird damit noch nicht angezeigt. Eher, dass die Unternehmen vorerst auf einem sehr niedrigen Niveau verharren. Unternehmen müssen schrittweise zur Normalität zurückkehren - je länger die Geschäftstätigkeit brach liegt, desto nachhaltiger werden sich die negativen Auswirkungen in der Datenmenge manifestieren - weitere ernüchternde Daten sind also vorprogrammiert.

Fazit

Für Anleger geht es jetzt vor allem darum, realistische Erwartungen zu setzen. Schlechte Daten sind in den nächsten Monaten unvermeidlich, aber sie sollten nicht zum Anlass genommen werden, die langfristige Anlagestrategie grundsätzlich in Frage zu stellen. Bullenmärkte starten am Aktienmarkt, bevor die wirtschaftliche Erholung in den Daten ersichtlich wird! Im März 2009 sprachen viele von einer neuen „Großen Depression“, so wie es heute auch wieder der Fall ist. In der Tat vergingen weitere Monate, bis sich die Datenlage etwas aufhellen konnte. Die Aktienmärkte setzten aber bereits viel früher den Startpunkt für einen dynamische Bullenmarkt. Wir befinden uns aktuell wieder in einer Phase, in der es nicht angebracht ist, den „exakten Tiefpunkt“ timen zu wollen. Es gilt, die schwierigste Aufgabe überhaupt zu bewältigen, die langfristige Investoren am Ende immer meistern müssen: Geduld zu üben und genug Vertrauen in die Kapitalmärkte zu haben, dass sie auch historische Herausforderungen erfolgreich überwinden können.

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