"Immer Ärger mit Donald"
Handelskonflikt verschärft sich
Mit seiner Twitter-Nachricht am vergangenen Sonntag hat US-Präsident Donald Trump die Marktbeobachter einmal mehr in Aufruhr versetzt. Seine Ankündigung, in naher Zukunft Importe aus China ausnahmslos mit Strafzöllen über 25 Prozent zu belegen, sorgte zu Beginn der Handelswoche für kurzfristige Turbulenzen.
Kritische Marktbeobachter sehen die bisherigen Fortschritte der Verhandlungen ins Negative umgekehrt und die Erholungsbewegung der Märkte substantiell bedroht. Spekulationen um eine mögliche Reaktion der chinesischen Regierung heizen die schlechte Stimmung zusätzlich an. Aus unserer Sicht ist der Vorstoß Trumps allerdings nur Teil seiner aggressiven Verhandlungstaktik. Überreaktionen sind nicht empfehlenswert, denn gleichgültig ob die Ankündigungen vollständig in die Realität umgesetzt werden oder nicht – die globalen Aktienmärkte dürften sich dadurch nicht allzu lange beirren lassen.
Politisches Kalkül
Es ist nicht gerade neu, dass Donald Trump gerne auf eine aggressive Rhetorik zurückgreift, um seine Verhandlungspartner zu beeindrucken und zu verwirren. Am Ende ist nur entscheidend, was in der Realität ankommt. Die Androhung, sämtliche importierte Waren aus China mit Strafzöllen über 25 Prozent zu belegen, äußert Trump nicht zum ersten Mal. Das Eintrittsdatum für die Sanktionen wurde schon zweimal hinausgezögert. Bis zur finalen Ausgestaltung eines Deals mit China wird Trump wohl kaum von harten Worten absehen, da er sie im Nachgang der Wählerschaft als erfolgreiche Verhandlungstaktik präsentieren kann. Seine Tweets waren in diesem Zusammenhang immer schon provokanter und radikaler als die tatsächlichen Ergebnisse. So verurteilte er das NAFTA-Abkommen in seinen Tweets lauthals als „unfair“, um dann im Jahr 2018 eine neue Vereinbarung zu unterzeichnen, die nur wenige Änderungen enthielt.
Begrenztes Risiko
Ob und wie die Strafzölle letztendlich eingesetzt werden, ist zu diesem Zeitpunkt reine Spekulation. Sicher ist jedoch, dass der Einfluss auf die fundamentale Wirtschaftslage weiterhin stark eingegrenzt ist. Substantieller Schaden für die Wirtschaft in den USA und China ist nicht zu erwarten, aus dem globalen Blickwinkel relativieren sich die Größenverhältnisse noch mehr. Chinesische Waren im Wert von 525 Milliarden US-Dollar unterliegen aktuell noch keinen Strafzöllen über 25 Prozent. Sollte dies schlagartig der Fall sein, würde dadurch ein negativer Einfluss von -0,4 Prozent auf das kombinierte BIP der beiden Handelspartner entstehen. Um das globale BIP-Wachstum abzuwürgen, braucht es aber schon einen Keulenschlag von ganz anderer Größenordnung. Ganz abgesehen von der Tatsache, die wir im Zusammenhang mit dieser Diskussion immer gerne anführen: Es ist eine unrealistische Annahme, dass diese „zusätzliche Steuer“ die global aufgestellten Unternehmen wie ein Frontalangriff treffen wird. Sie werden ihr globales Netzwerk und ihre ausgefeilten Transportketten sinnvoll nutzen, um diese Steuer zu vermeiden - so wie sie es seit vielen Jahren bereits erfolgreich praktizieren.
Fazit
Wie üblich will Donald Trump Druck auf seine Handelspartner ausüben und nutzt dabei Twitter als aggressives Sprachrohr. Die Globalisierung zurückzudrehen oder Protektionismus zu betreiben steht allerdings nicht auf seiner politischen Agenda, mit der er nächstes Jahr seine Wiederwahl vorantreiben muss. Seine verbalen Attacken sind zwar kurzfristige Störfeuer, langfristig wird jedoch das fundamental robuste Umfeld für den globalen Bullenmarkt entscheidend sein. Kein Tweet der Welt wird diesen übergeordneten Trend ins Gegenteil umkehren.