"Eine Woche zum Vergessen"

Was bedeutet diese Korrektur?

In den letzten Handelstagen konnten sich die globalen Aktienmärkte von der „schwarzen“ Woche etwas erholen. Zuvor musste der MSCI World Index jedoch einen schnellen Rücksetzer um 13,3 Prozent hinnehmen. Rekordverdächtig schnell! Es ist verständlich, dass die Emotionen der Anleger in dieser Phase hochkochen. Es scheint kein Entrinnen vor dem Corona-Virus zu geben - zumindest was die flächendeckende Berichterstattung in den Finanzmedien angeht.

Erinnerungen werden wach

Die Macht der Psychologie schlägt zu. Scharfe Rückgänge wecken stets Erinnerungen an dunkle Marktepisoden: Von der Weltwirtschaftskrise 2008 über die Eurokrise 2011 bis hin zur kräftigen Korrektur 2018/2019.

Der berühmte Investor Ben Graham erkannte schon früh: Kurzfristig verhalten sich Aktienmärkte wie eine Stimmungsmaschine, langfristig wie eine Waage. Das Sentiment wird kurzfristig immer wieder zum entscheidenden Faktor, langfristig geben fundamentale Daten die Richtung vor. Gerade der aktuelle Bullenmarkt liefert ein grundlegendes Beispiel dafür, dass in der Rückschau viele Sachverhalte irrelevant werden, obwohl sie zum Zeitpunkt ihres Eintritts als entscheidend interpretiert werden.

Letztendlich ist es dabei egal, WAS die Aktienmärkte kurzfristig in Sorge gestürzt hat - ob es sich dabei um die Pleite Griechenlands, die US-Verschuldung, Ölpreis-Kapriolen oder politische Schockmomente wie den Brexit gehandelt hat. Es ist auch egal, WANN diese Schockwirkung eingetreten ist - in welcher Woche, in welchem Monat oder in welchem Jahr. Wichtig ist nur, dass sie richtig eingestuft werden: Als Negativereignisse mit Korrekturpotential, die jedoch allesamt im Rahmen einer intakten, fundamentalen und globalen Aufwärtsphase abgelaufen sind.

Wie geht es weiter?

Wir befinden uns weiterhin in einer emotional anstrengenden Phase. Situationen wie diese beschwören stets das „Fight or Flight“-Prinzip am Aktienmarkt herauf. Kämpferische Anleger stellen sich der Volatilität, steigen ein oder stocken auf, sie haben keine Angst vor der Tatsache, dass die Belohnung eventuell nicht unmittelbar erfolgen kann. Andere fliehen instinktiv und tauschen ihre langfristigen Anlagepläne gegen ein kurzfristig besseres Gefühl ein. Damit ist das Risiko allerdings keinesfalls gebannt!

Anleger müssen sich damit abfinden, dass sich Aktienmärkte kurzfristig nicht sinnvoll prognostizieren lassen. Vielleicht geben die Märkte nochmal kräftig nach, wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Virus auf weitere fundamentale oder politische Störfaktoren treffen und der Markt neue Unsicherheiten einpreisen muss. Vielleicht vollenden die Aktienmärkte aber eine ebenso schnelle Gegenbewegung und die Diskussion um neue Höchststände ist sofort wieder präsent. Wer kann das schon mit Gewissheit sagen? Keiner! Genau deswegen lassen sich vorausschauende Anleger nicht auf dieses Ratespielchen ein, sondern konzentrieren sich auf die wesentlichen Dinge: Fundamentale Robustheit, politische Pattsituationen, Abwesenheit einer breit angelegten Euphorie.

Fazit

Die vergangene Börsenwoche war eine „Woche zum Vergessen“. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn als langfristig orientierter Anleger sollte man derart kurzen Zeiträumen keine hohe Bedeutung beimessen. Vor Bärenmärkten gilt es auf der Hut zu sein - nachhaltige Abwärtsbewegungen, die langsam starten und ihre destruktive Kraft erst in einer späteren Phase ausbilden. Plötzliche Korrekturen - wie die Corona-Woche - sind nur schmerzhafte Nadelstiche, die man aushalten muss.

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