Die unendliche Geschichte

Wahlen in Griechenland ohne echten Sieger.

Die Medien überschlagen sich. Griechenland sagt angeblich „Ja“ zum Euro. Der wieder einmal befürchtete Weltuntergang fällt aus. An den Märkten ist eine leichte Beruhigung eingetreten. Die Parlamentswahlen in Griechenland haben nicht den befürchteten Crash des Euros ausgelöst. Wahlsieger Antonis Samaras - Parteichef der konservativen Nea Dimokratia – bemüht sich darum, eine proeuropäische Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Die strukturellen Probleme Griechenlands können damit aber wohl auch langfristig betrachtet nicht gelöst werden. Das griechische Volk selbst scheint indes jegliches Vertrauen zu den etablierten Parteien verloren zu haben - jahrelange Misswirtschaft und Korruption gehen nicht spurlos vorüber. So kann die Wahl der konservativen Partei durchaus als Wahl des „kleineren Übels“ bezeichnet werden. Die linksradikale Syriza-Partei um Alexis Tsipras vereint als zweitstärkste Partei immerhin 27,1 % der Wählerstimmen - und wird den Protestgedanken des Volkes stets weitertragen. Doch selbst wenn Einigkeit zwischen den politischen Lagern herrschen würde: Die Probleme des Landes sind viel zu fundamental, um in absehbarer Zeit gelöst zu werden.

Ein Trauerspiel in mehreren Akten

Griechenland ist de facto pleite, zahlreiche Ökonomen und Politiker würden die Griechen am liebsten sofort aus der Währungsunion verstoßen – statt dessen gehen die Diskussionen um die Rettungspläne der EU nach den Parlamentswahlen in eine neue Runde. Auch das jüngste von der Troika auferlegte Sparpaket wird aufgrund des knappen Zeitfensters wohl kaum eine Verbesserung der Situation herbeiführen. Zudem ist mittlerweile allgemein ersichtlich, dass die Finanzspritzen der europäischen Rettungsschirme zwar Zeit bringen, doch die Probleme in ihrem Kern keinesfalls gelöst werden. Und solange der erkaufte Handlungsspielraum nicht für grundsätzliche strukturelle Reformen genutzt wird, sondern lediglich in einem endlosen politischen Tauziehen endet, wird sich die Entwicklung des Landes keinesfalls zum Positiven wenden können. Diese unendliche Geschichte wird uns erhalten bleiben.

Die Märkte bleiben angespannt

Die Kurserholung an den Märkten nach den Parlamentswahlen ist nicht umfassend ausgefallen. Zu aussichtslos erscheint der Versuch, die Griechen dauerhaft in der Eurozone zu halten. Ein Austritt Griechenlands wäre dabei zweifelsohne mit einigen unkalkulierbaren Risiken verbunden, doch diese gilt es auch zu relativieren. Die Ansteckungsgefahr für Spanien und Italien ist zwar existent, doch je radikaler der Schnitt bei Griechenland ausfällt, desto größer werden die Bemühungen der restlichen PIIGS-Staaten sein, um nicht denselben Weg gehen zu müssen. Die Eurozone kann einen Austritt Griechenlands letztendlich verkraften, und die europäische Wirtschaft wird langfristig keinen Schaden nehmen. Der Schuldenschnitt ist längst erfolgt und auch an den Börsen eingepreist.

Fazit

Angesichts der Tatsache, dass die griechische Wirtschaft im globalen Vergleich gänzlich unbedeutend ist, erscheint es geradezu paradox, dass den Ereignissen in Griechenland so viel Aufmerksamkeit beigemessen wird. Ein Medienhype erster Kategorie – die Anleger sind hypernervös. Warum aber? Ein Austritt würde zwar kurzfristig Turbulenzen verursachen, doch langfristig betrachtet Erleichterung schaffen. So lange weiterhin mit Gewalt versucht wird, Griechenland in der Eurozone zu halten, wird die griechische Tragödie nicht zu Ende gehen. Weitere wichtige interessante Fakten zu diesem Thema – sowie einer detaillierten Markteinschätzung für 2012 - können Sie in unserer umfangreichen Jahresprognose nachlesen. Sie können sich diese unverbindlich unter www.gruener-fisher.de anfordern.

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