"Coronavirus: Eine Gefahr für die Aktienmärkte?"
Unruhe der Anleger ist spürbar
Der tödliche Krankheitserreger ist inzwischen auch in Deutschland angekommen. Die chinesische Regierung riegelt ganze Städte ab, globale Unternehmen mit lokaler Präsenz in China treffen umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen. Wenn derartige Pandemien entstehen, wird tendenziell Volatilität an den Märkten befürchtet. Die Geschichte hat jedoch immer wieder gezeigt, dass sich Märkte nur kurzzeitig mit humanitären Katastrophen beschäftigen. Ein Bärenmarkt wurde durch sie noch niemals (!) ausgelöst.
Panik macht nie Sinn
Zum aktuellen Zeitpunkt weiß keiner, welche Ausmaße die Epidemie einnehmen kann. Somit sind die gesellschaftlichen Folgen schwer schätzbar – Unsicherheit entsteht. Es besteht die Gefahr, dass für eine begrenzte Zeit ein bestimmter Teil der Weltbevölkerung krank ist, was theoretisch die Produktivität der Weltbevölkerung reduzieren könnte. Die Entwicklung der ökonomischen Daten wird antizipiert – Märkte sind effizient und preisen jede bekannte Information in Echtzeit ein.
Pandemien und Aktienmärkte - eine lange Historie
Als sich im Jahr 2009 die Wirtschaft noch in der Rezession befand und gerade zur ersten Erholung ansetzte, sorgte die Schweinegrippe für neue Ängste. Während die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht existent waren, entstand jedoch am Markt große Unruhe. So verlor der amerikanische S&P 500 im Jahr 2009 zwischen dem 08. und 15. Mai 4,9 Prozent, als die erste Nachrichtenwelle entstand. Kurz darauf, als die Verdachtsfälle für die USA und Europa bekannt wurden, entstand sogar eine Abwärtsbewegung von 7,0 Prozent zwischen dem 12. Juni und dem 12. Juli. Dennoch wurde die Rezession im Sommer 2009 endgültig abgeschüttelt und die weltweiten Börsen erholten sich dynamisch. Im Sommer 2009 endete die Rezession und die Schweinegrippe sorgte für tragische 100.000 bis 200.000 Todesfälle.
Die Aktienmärkte verhielten sich ähnlich robust, als SARS ausbrach. Die Weltgesundheitsorganisation schätzte die Sterblichkeitsrate auf 14 bis 15 Prozent aller gemeldeten Infektionen. Wie bei der Schweinegrippe-Panik befanden sich die Aktienmärkte in der Erholungsphase nach einem Bärenmarkt, der im Oktober 2002 endete. Der S&P 500 musste dennoch vom 27. November bis zum 11. März 2003 eine Korrektur von 14,2 Prozent hinnehmen. Der Marktanstieg setzte sich jedoch fort und der S&P 500 erzielte im gesamten Kalenderjahr 2003 eine Rendite von 28,7 Prozent.
Robuste Märkte auch bei dramatischen Ereignissen
Auch größere Pandemien haben die Märkte nicht entgleisen lassen. Die US-Behörde CDC schätzt beispielsweise, dass die Vogelgrippe von 1957 bis 1958 weltweit 1,1 Millionen Opfer forderte. Damals befanden sich die Aktienmärkte bereits in einem Bärenmarkt, konnten diesen aber abschütteln, noch bevor die Seuche wieder im Griff war. Die Hongkong-Grippe 1968 forderte ähnliche Opferzahlen und tatsächlich landeten die Aktienmärkte zwei Monate nach ihrem Ausbruch in einem Bärenmarkt - der sich jedoch viel mehr aufgrund einer Kombination aus inversen Zinsstrukturkurven und Euphorie ausprägen konnte. Der kräftige Bärenmarkt tobte noch, als das Virus schon längst besiegt war. Nicht einmal das verheerendste und älteste Beispiel in dieser Reihe, die Spanische Grippe zwischen 1918 und 1920, konnte die damaligen Marktgegebenheiten großartig aus der Bahn werfen.
Fazit
Schlagzeilen über eine sich schnell ausbreitende Krankheit können definitiv kurzfristige Schwankungen verursachen oder die Marktstimmung dämpfen, letztendlich lassen sich die Marktzyklen jedoch nicht nachhaltig davon beeindrucken.