"Anleihen richtig einsetzen"

Negatives erstes Quartal

Das erste Quartal 2022 war für Anleger eine große Herausforderung. Aktieninvestoren mussten die erste Korrektur seit langem verkraften, parallel dazu sahen sich aber auch Anleiheinvestoren mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert. Insbesondere war auf den US-Märkten im ersten Quartal zu beobachten, dass sich der breit gefasste Anleiheindex (S&P US Aggregate Bonds) mit -5,6 Prozent in US-Dollar sogar schlechter entwickelt hat als der breite Aktienindex (S&P 500) mit -4,6 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung stellen einige Anleger mit einer gemischten Allokation von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien zwangsläufig die Logik von Anleihekäufen in Frage. Wenn sie in einem volatilen Markt stärker fallen als Aktien, warum dann überhaupt Anleihen halten?

Schwankungen sind moderater

Festverzinsliche Titel können ebenso einbrechen oder ansteigen, in der Regel allerdings in geringerem Maße als Aktien. In der aktuellen Situation erscheint es nicht gerade vorteilhaft, da Anleihen zur negativen Entwicklung von Aktien zusätzlich beitragen. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass sich Aktien und Anleihen in dieselbe Richtung bewegen – die beiden Anlageklassen sind nicht negativ korreliert. Wichtig ist hierbei, dass Anleihen eine deutlich geringere Schwankungsbreite aufweisen als Aktien. Zum jeweils negativsten Zeitpunkt im ersten Quartal befanden sich US-Aktien 12,3 Prozent im Minus, US-Anleihen nur um 6,5 Prozent. Auch im Hinblick auf die besten und schlechtesten Tages- und Monatsrenditen zeigen historische Daten, dass Anleihen über eine moderatere Volatilität verfügen. Anleihen besitzen also durchaus die Fähigkeit, die Gesamtvolatilität eines gemischten Portfolios abzudämpfen.

Unterschiedliche Einflussfaktoren

Anleihen bewegen sich hauptsächlich in Abhängigkeit von der Inflation und den Inflationserwartungen, da die meisten Anleihen während ihrer Laufzeit feste Zahlungen leisten, und die Kaufkraft dieser Zahlungen in Abhängigkeit der künftigen Inflation schwankt. Der wahrgenommene Kaufkraftverlust kann sich zwar entwickeln und verschieben, schwankt aber normalerweise nicht sehr stark. Aktien hingegen bewegen sich aufgrund der (teilweise sehr hohen) Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität in Bezug auf unzählige Faktoren, die einen Einfluss auf die Unternehmensgewinne ausüben.

Für die Beurteilung der heutigen Positionierung von Anleihen sind die Inflations- und Zinsaussichten zu berücksichtigen. Unserer Ansicht nach wird der Aufwärtsdruck auf die Zinssätze von hier an wahrscheinlich nachlassen. Ja, die Fed erhöht die kurzfristigen Zinssätze und plant ebenso, ihr 8,5 Billionen US-Dollar schweres Anleiheportfolio abzubauen. Aus den Sitzungsprotokollen des letzten Monats geht hervor, dass die Fed ihre Bilanz ab Mai um monatlich 95 Mrd. US-Dollar reduzieren will - aber wir glauben, dass dies nur die Erwartungshaltung bestätigt, die von den Märkten längst eingenommen wurde.

Fazit

Auch wenn der rapide Anstieg von Energie- und Rohstoffpreisen die Inflation zusätzlich befeuert, erscheint uns ein weiterer deutlicher Anstieg der US-Zinsen nicht sehr wahrscheinlich. Diese Faktoren wurden bereits breit diskutiert und haben sicherlich maßgeblich dazu beigetragen, dass die 10-jährigen US-Staatsanleihen auf mittlerweile 2,6 Prozent gestiegen sind. Richtig im Gesamtportfolio eingesetzt, können Anleihen aber jederzeit ihre vorteilhafte Eigenschaft der Volatilitätsreduktion entfalten – ohne dabei eine perfekte „Absicherung“ zur Volatilität der Aktien darzustellen.

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