Die größte Überraschung 2010

Wer hätte das gedacht?

Die extremste Bewegung des Jahres 2010 fand bisher an den Rentenmärkten statt. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen sind massiv gefallen. Im Tief notierte die 10-jährige Anleihe nur noch knapp über 2 %. Während man heute erneut das Platzen der Anleihenblase prognostiziert und steigende Zinsen fürchtet, war dies am Jahresanfang nicht anders. Aber völlig daneben. Niemand hatte dieses Szenario auf der Rechnung. Im breiten Durchschnitt wurden sogar steigende Zinssätze erwartet. Heute kassieren die Investmentbanken ihre Fehlprognosen vom Jahresanfang wieder ein. Wie geht es weiter? Unseren Kurzausblick auf 2011 können Sie sich kostenlos unter www.gruener-fisher.de anfordern. Bereits jetzt steht fest: Das Thema Zinsen wird auch in 2011 ein dominierender Faktor sein.

Erwartungen vom Jahresanfang im Durchschnitt

Unsere Vorgehensweise in unseren Prognosen folgt einer eigentlich ganz simplen Methodik. Wir sammelten in einem ersten Schritt - auch in diesem Jahr - die Prognosen aller großen Investmentbanken in Europa und den USA. Anschließend ermittelten wir anhand der grafischen Darstellung dieser Vorhersagen den Marktkonsens. Wir schlossen in einem zweiten Schritt diese Konsensmeinungen als eher unwahrscheinliche Varianten aus und suchten nach der für uns wahrscheinlichsten "Prognose-Lücke" bzw. Alternative. Unsere Prognose für 2010 vom Januar lautete: [i]Nach dem eher unspektakulären Jahr 2009 gehen die Investmentbanken im Konsens - wie auch schon im letzten Jahr - von einem Ansteigen der Renditen im Konsens auf durchschnittlich 3,78 % aus. Privatinvestoren erwarten eine ähnliche Entwicklung. Wir gehen davon aus, dass die deflationären Tendenzen der schwachen Realwirtschaft noch anhalten werden. Inflationsbefürchtungen sollten sich nicht bewahrheiten und die verzweifelte Suche defensiver Anleger nach renditeträchtigeren Alternativen wird die langen Laufzeiten stützen. Einen Anstieg bis an den rechten Rand der Prognosen in den Bereich von rund 4,5 % und mehr halten wir für sehr unwahrscheinlich. Wir gehen per Saldo von einem anhaltend niedrigen Niveau aus. Die Probleme in anderen europäischen Staaten - allen voran Griechenland - sollten deutsche Anleihen eher relativ attraktiver erscheinen lassen. Die langfristigen Zinssätze werden auch in 2010 auf einem historisch tiefen Niveau verharren. Die Inflationsraten - als maßgeblicher Einflussfaktor für das langfristige Zinsniveau - sollten auch in 2010 tiefer als allgemein erwartet bleiben. Die Marke von 2 % wird hierbei nicht überschritten. Die Kapazitätsauslastung wird auch bei einer positiven Wirtschaftsentwicklung im Jahresverlauf nicht so hoch werden, um inflationär zu wirken. Die Notenbanken wollen den Aufschwung nicht abwürgen und werden an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten."[/i] Für "Euro am Sonntag" habe ich zu diesem Thema einen Gastbeitrag verfasst. Sie finden diesen hier: http://www.gruener-fisher.de/Media-Archiv/Publikationen.503.html
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Die Prognosen der Investmentbanken vom Jahresanfang im Detail

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Fazit

Laufende Erträge in einer vernünftigen Höhe können in den globalen Renten- und Anleihemärkten allein nicht mehr erzielt werden. Vor allem die attraktiv bewerteten Aktienmärkte werden in den kommenden Monaten und Jahren von den zu erwartenden Umschichtungen profitieren. Die langfristigen Zinssätze werden zwar auf absehbare Zeit recht tief bleiben. Die Notenbanken und Regierungen rund um den Globus nutzen diese Situation gezielt aus. Die Banken- und Finanzkrise sorgt daher in einem Sekundäreffekt dafür, dass die von der Krise nicht betroffenen Staaten, allen voran die Schwellenländer, Unternehmen, Anleger und Kreditnehmer mit guter Bonität von den extrem tiefen Zinssätzen profitieren, die sie eigentlich gar nicht benötigen. Die derzeitigen langfristigen Minizinssätze sichern sich heute viele Marktteilnehmer langfristig. Die positiven Effekte werden daher noch über viele Jahre hinaus zu spüren sein. Den Industriestaaten fällt es erheblich leichter, ihre gestiegene Verschuldung zu refinanzieren. Die vielfältigen, positiven Auswirkungen dieser historisch bisher einmaligen und komplexen Konstellation werden massiv unterschätzt. Fürchten Sie sich nicht vor wieder kräftig steigenden Zinsen, freuen Sie sich über die jetzige Situation.

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