Achtung Wahlkampf!
Droht dem DAX Gefahr durch die Wahlen im September?
Die Märkte sind nach wie vor volatil. Der deutsche Aktienindex ist nach seiner Korrektur dynamisch nach oben ausgebrochen. Die Anleger sind weiter sehr verunsichert - kuriose Zusammenhänge werden in diesem Umfeld lebhaft diskutiert und es werden viele Behauptungen aufgestellt, die einer genaueren Überprüfung nicht Stand halten. In den letzten Wochen haben wir ein ausführliches Update unserer Kapitalmarktprognose erstellt (Sie können sich dieses kostenlos unter anfordern). Unter anderem das folgende Beispiel ist darin enthalten.
DAX und die Wahlen in 2005
Warum wird der nächste deutsche Bundestag schon in 2009 gewählt? Der gewöhnliche 4-Jahres-Turnus wurde 2005 durch vorgezogene Neuwahlen verschoben. Ein Rückblick auf 2005: Unmittelbar nach dem Wochenende der katastrophalen Wahlniederlage der SPD bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen kündigte der damalige Bundes- und Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering Neuwahlen an. Er begründete dies zusammen mit Kanzler Schröder damit, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die rot-grüne Bundesregierung nicht mehr erkennbar sei. Bundeskanzler Gerhard Schröder stellte die Vertrauensfrage im Bundestag, der ihm mit dem Votum vom 1. Juli 2005 - von ihm selbst provoziert und gewollt - das Vertrauen vorenthielt. Damals hielten fast alle Kommentatoren und Analysten die politischen Ereignisse als die wichtigsten Gründe für die folgende positive Entwicklung des deutschen Aktienindex DAX. Ein einfacher Blick auf den amerikanischen Leitindex S&P 500 bzw. den globalen MSCI-World-Index entlarvt diese Argumentation als "zu kurz gesprungen". Die hohe Korrelation des DAX zu den globalen Aktienmärkten legt viel eher die Schlussfolgerung nahe, dass - da die Wahlkämpfe in Deutschland fast keinen Einfluss auf den Rest der Welt haben - der DAX auch ohne die politischen Verwerfungen in Deutschland 2005 kräftig gestiegen wäre. Global denken und analysieren!
Aktuelle Umfragen vor Bundestagswahl 2009
Aktienmärkte lieben gewöhnlich ereignislose Zeiten. Die Gefahren radikaler Veränderungen sind in Zeiten politischer Stabilität deutlich geringer – die wirtschaftliche Entwicklung wird grundsätzlich „berechenbarer“. Die diversen unmittelbar bevorstehenden Wahlen im Spätsommer/Herbst sollten die Unsicherheit und Volatilität vor allem an den deutschen Märkten tendenziell hoch halten. Das Rennen ist zu knapp, um mit einem recht wahrscheinlichen Ausgang kalkulieren zu können. 2005 war der Vorsprung wenige Wochen vor der Wahl wesentlich größer als er heute ist. Glaubt man den Meinungsforschern, dann hat eine potentielle Koalition zwischen CDU/CSU und FDP derzeit einen knappen Vorsprung. Erinnern wir uns aber an 2005. Damals konnte Wahlkämpfer Gerhard Schröder zumindest noch einen Achtungserfolg zum letztlichen Abgang von „Rot-Grün“ erzielen und mit seiner Aufholjagd die CDU/CSU in eine Große Koalition – statt der angestrebten Koalition mit der FDP - „zwingen“. Trotz eines für die SPD vorhergesagten desaströsen Wahlergebnisses sorgte vor allem seine polemische Kampagne gegen den „Professor aus Heidelberg“ - und von Angela Merkel vorgesehenen Finanzminister Prof. Paul Kirchhof – für ein knappes Ergebnis. Diesmal könnte die Person des Wirtschaftsministers im Herbst der CDU/CSU jedoch den entscheidenden Rückenwind bringen. Der „Stern“ widmete dem „coolen Baron“ am 9. Juli seine Titelgeschichte und fragte „Warum der neue Wirtschaftsminister so populär ist?“. Vergleiche mit Barack Obama machen bereits die Runde – soll doch Karl-Theodor zu Guttenberg für einen neuen und innovativen Politikstil stehen. Über 61 Prozent der Deutschen vertrauen dem neuen Wirtschaftsminister. Ein Traumwert in dieser Krisenzeit. Viel Zeit bleibt der SPD nicht mehr dessen Popularität zu brechen. Und gerade die wirtschaftliche Kompetenz sollte die Bundestagswahl entscheiden. Tendenziell sollten ein Ende der Großen Koalition und ein Wechsel zu „CDU/CSU-FDP“ die Märkte zusätzlich beflügeln - aber überschätzen Sie nicht diesen Effekt wie das Beispiel aus 2005 eindrucksvoll zeigt.
Fazit
Deutsche Anleger schauen fast immer verstärkt auf "deutsche Entwicklungen". Der Blick über den heimischen Tellerrand zeigt dabei jedoch oftmals ein ganz anderes Bild. Schauen wir auf das Jahr 2005 zurück, stellen wir fest, dass die deutlichen politischen Verschiebungen und turbulenten Ereignisse fast keinen - wirklich nachweisbaren - Einfluss auf die deutschen Aktienmärkte hatten - auch wenn das oft so kommentiert und interpretiert wurde. Es bleibt dabei: Der Rest der Welt zieht Deutschland - nicht umgekehrt!