Der Obama-Effekt

Wird der Bush-Discount bereits abgebaut?

Der US-Dollar wird derzeit allgemein als devisentechnischer "Mittelpunkt" der Finanzmarktkrise gesehen. Hierbei wird übersehen, dass ein gewichtiger Belastungsfaktor in wenigen Tagen zwangsweise wegfallen wird. George W. Bush wird durch Barack Obama abgelöst. Vergessen Sie an dieser Stelle nicht: Der extrem unpopuläre und aus dem Amt scheidende George W. Bush hat seinerzeit die Amtsgeschäfte bei einem Wechselkurs von rund 0,90 USD übernommen. Der US-Dollar hat sich demnach in seiner Amtszeit in der Spitze bei über 1,60 USD gegenüber dem Euro fast halbiert. Schlägt das Pendel jetzt zurück? Gelingt es Obama eine Wende einzuleiten?

EUR-USD Tageschart

In meinem Beitrag "Comeback oder Strohfeuer" am 18. Dezember 2008 schrieb ich: "Der Euro hat in den letzten Tagen den größten Kursanstieg seiner Geschichte hingelegt. In nur elf Handelstagen ist die europäische Währung gegenüber dem US-Dollar von unter 1,25 USD auf über 1,46 USD angestiegen. Die Euro-Schwäche hat ein plötzliches Ende gefunden. Der Kurs ist nun an einer entscheidenden, technischen Gabelung angekommen. Im Monatschart ist die entscheidende Marke gut zu erkennen. Der Anstieg im Dezember ist bisher als ein Pullback an den gebrochenen Aufwärtstrend zu werten. Prallt der Euro an dieser Marke signifikant und dynamisch ab, sollte eine erneute Abwärtswelle starten. Gelingt es dem Euro jedoch, nachhaltig in den Aufwärtstrend zurückzukehren, sind neue Rekordhochs im nächsten Jahr wahrscheinlich.“ Die technisch brisante Konstellation hat sich eindrucksvoll bestätigt. Der Euro hat genau an dieser Marke seine Gegenbewegung gestoppt und ist erneut deutlich gefallen. Fällt der Euro nun auch nachhaltig durch den Bereich zwischen 1,32 und 1,33 USD nach unten, sind neue Verlauftiefs wahrscheinlich.

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EUR-USD Monatschart

Im Monatschart ist der markante Bereich am besten ersichtlich. Die Trendpfeile aus meinem Beitrag vom 18. Dezember 2008 habe ich unverändert im Chart belassen. Genau an der Unterkante des langfristigen Aufwärtstrends - dessen Start übrigens fast zeitgleich mit der Wahl George W. Bushs erfolgte - ist der Euro heftig nach unten abgeprallt und hat innerhalb weniger Handelstage wieder über 10 Cent verloren.

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EUR-YEN vs. DAX

Einen weiteren, wichtigen Faktor für die Entwicklung in 2009 will ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten. Die Korrelation zwischen dem Euro-Yen-Verhältnis ist weiterhin erstaunlich hoch. Die Carry Trades und die damit verbundenen Kapitalverschiebungen sind offensichtlich weiterhin ein äußerst dominierender Einflußfaktor für die globalen Finanzmärkte. Der heftige Kursanstieg des Yen gegenüber dem Euro hat zu vielen Schieflagen geführt, die nun eingedeckt werden mussten. Dieser Kapitalabzug hat auch die Aktienmärkte belastet. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die Volatilität an den Devisenmärkten ebenfalls extrem hoch bleibt. Im Vergleichschart zum DAX ist dies gut ersichtlich. In vielen Währungspaaren - u. a. beim EUR-GBP - haben wir in den letzten Wochen große Verwerfungen gesehen.

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Fazit

Es spricht viel dafür, dass der "Obama-Effekt" bereits maßgeblich zur Befestigung des US-Dollars beigetragen hat. Der den US-Dollar offensichtlich beeinflussende "Bush-Discount" wurde bereits abgebaut. Die technische Situation begünstigt derzeit die US-Währung. Die weiteren Zinssenkungen der EZB werden zusätzlich die Zinsdifferenz zu Lasten des Euros weiter abbauen. Die Währungssituation muss in 2009 aufmerksam verfolgt werden. Die hohe Korrelation zwischen dem EUR-Yen-Verhältnis und den Aktienmärkten sollte bestehen bleiben.

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