Das Zinsrätsel!

Trotz Zinssenkung steigen die Renditen!

Nach der Zinssenkung durch die US-Notenbank gingen viele Kommentatoren von einem weiteren Zinsrutsch der Anleihen aus. Nicht wenige Analysten und Kommentatoren empfahlen, auf einen weiteren Zinsrückgang am "langen Ende" zu setzen. Es kam - wie so oft - ganz anders: Während die US-Leitzinsen vor der Zinssenkung bei 5,25% und die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe mit nur noch 4,32% notierte - die Inversion der Zinsstrukturkurve betrug also fast einen vollen Prozentpunkt - ist diese Differenz nach der Leitzinssenkung auf 4,75% rasant zusammen geschmolzen. Die 10- jährigen US-Staatsanleihen rentierten am Freitag mit 4,63%, die langfristigen Zinssätze stiegen - trotz Zinssenkung am "kurzen Ende" - deutlich an. Grund genug, die technische Situation des wichtigsten deutschen Zinsbarometers - des Bund-Futures - einmal näher zu beleuchten.

Bund-Future Stundenchart

Im Stundenchart ist die spektakuläre Entwicklung am besten zu erkennen. Der Bund-Future stürzte regelrecht ab und verlor seit dem 10. September fast 300 Stellen. Der Abwärtstrend der ersten Bewegung wurde durch einen noch steileren Abwärtstrend abgelöst, der jedoch zu steil ist, um lange Bestand zu haben.
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Bund-Future Tageschart

Im Tageschart ist schön zu erkennen, dass der Bund-Future innerhalb weniger Handelstage die komplette vorherige Erholung zu bereits 50% korrigiert hat. Erst im Bereich zwischen 111,50 und 112 lässt sich die nächste Horizontalunterstützung ausmachen. Kurzfristig ist die Situation nun deutlich überverkauft.
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Bund-Future Wochenchart

Die letzte Wochenkerze sieht übel aus. Die Aufwärtsbewegung eines kompletten Monats wurde innerhalb einer Woche wieder verloren. Das übergeordnete Bild ist jedoch weiter uneinheitlich. Man kann die ganze Abwärtsbewegung seit September 2005 als dreiwellige Korrektur auf die großen Kursgewinne der vorangegangenen Jahre deuten. Die beiden Abwärtswellen sind in ihrem Ausmaß fast identisch gewesen. Ob sich die Aufwärtskorrektur fortsetzen wird, werden die nächsten Wochen zeigen. Der aktuellen Phase kommt für den weiteren Verlauf der nächsten Monate eine entscheidende Bedeutung zu.
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Bund-Future Monatschart

Im Monatschart verläuft die wichtige "Grenze" bei ca. 111,60. Alle Notierungen oberhalb dieser Marke sind im Zweifel bullish zu bewerten. Der Abwärtstrend ist jedoch weiter voll gültig.
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Fazit

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich die Zinssenkungstendenzen und der Konjunkturpessimismus in den USA durchsetzen werden. Die nach den Äußerungen von Alan Greenspan wieder aufkommenden Inflationsängste belasten auch die europäischen Rentenmärkte. Trotz der jüngsten Zinssenkung der FED sind die langfristigen Zinssätze wieder angestiegen. Es bleibt genügend Interpretationsspielraum ob die Rentenmärkte aktuell den skeptischen Konjunkturausblick nicht teilen und auch von wieder anziehenden Inflationsraten ausgehen.

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