Sind Sie vorbereitet auf 2007?
Ich bin besorgt über eine gefährliche Entwicklung.
Die letzten vier Jahre waren sehr erfreulich für Aktionäre. Im März 2003 hätte kaum ein ernsthafter Investor diese Index-Stände von heute für möglich gehalten. Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit. Im April 2003 saß ich zusammen mit Ken Fisher in der Münchner Redaktion des Anlegermagazins Börse Online. Unsere Prognose, dass 2003 eines der besten Aktienjahre der Geschichte werden sollte und ein neuer Bullenmarkt gerade beginnen würde, löste nur unglaubliches Staunen aus. Ich bin mir recht sicher, dass die uns interviewenden Redakteure damals dachten: "Dieser Fisher und Grüner sind nicht ganz dicht." Der Rest der Geschichte ist Ihnen bekannt... Aber warum erzähle ich Ihnen das? Weil die heutige Situation zunehmend gefährlich für Sie wird!
Panik griff um sich
Sie erinnern sich sicher gut an das Frühjahr 2003. Das Ende der Welt schien nahe. Banken und Versicherungen verkauften - wie viele Privatanleger auch - Ihre Aktien und sorgten für zusätzlichen Kursdruck auf die Märkte. Heute sind fast vier Jahre vergangen und die schmerzhafte Erfahrung vieler Anleger wird in den Hintergrund gedrängt, schlicht "vergessen". Hört man sich die heutigen Kommentare an, so macht sich wieder Sorglosigkeit breit. Die letzten Jahre werden - wie immer - in die Zukunft fortgeschrieben. Im Frühjahr 2003 hatten die Anleger die drei extremsten Jahre seit dem zweiten Weltkrieg zu "verarbeiten", heute einen kräftigen Anstieg der Märkte seit März 2003. Das fühlt sich heute natürlich wesentlich besser an. Genau das ist gefährlich!
Aufpassen!
Anleger haben viele Methoden entwickelt, um sich ihr eigenes Fehlverhalten nicht eingestehen zu müssen. ?Schuld? sind fast immer die Anderen. Dabei sind durch Fehler verursachte Krisen, die einzige Möglichkeit, zu lernen ? und sich weiter zu entwickeln. Das Suchen nach Ausreden hat oft fatale Folgen: Ein Lerneffekt tritt ? wenn überhaupt ? nur sehr spät ein. Die Lebenserfahrung zeigt: Menschen lernen ausschließlich in Krisen ? sei es in privaten oder in beruflichen Krisen. Nur dann ist ein Mensch aufnahmebereit, um neue Verhaltensweisen zu entwickeln. In meiner täglichen Arbeit erlebe ich immer wieder, dass fast alle Investoren die gleichen Fehler stets wiederholen, ohne eine konsequente Ursachenforschung zu betreiben. Hinterfragen Sie daher stets Ihr Verhalten und analysieren Sie Ihre ?Fehler? schonungslos. Die Begründung für dieses ?Fehlverhalten? hat sich vor einigen Jahrtausenden manifestiert: Unsere urzeitlichen Vorfahren hatten einen grundsätzlich anderen Alltag als wir. Um es überspitzt zu formulieren: Es wurden keine Anlageentscheidungen am Notebook getroffen, man ging auf die Jagd, um nicht letztendlich zu verhungern. Mit den antiken Werkzeugen auf die Jagd nach wilden Tieren zu gehen, war jedoch kein sonderlich leichtes und bequemes Unterfangen. Misserfolge waren die Regel. Um ständig motiviert zu bleiben, hat uns die Evolution einen ?Schutz-Mechanismus? eingebaut, damit wir auch am nächsten Tag - trotz der Misserfolge - erneut auf die Jagd gingen. Das ständige Erfinden von Ausreden hat also einen durchaus sinnvollen Hintergrund. An den Finanzmärkten verhindert dies jedoch den so unbedingt erforderlichen Lern-Effekt. Prüfen Sie sich doch einmal selbst: Erzählen Sie im Bekanntenkreis lieber von Ihren Erfolgen an der Börse oder berichten Sie Ihren Freunden gerne von Ihren Fehlentscheidungen? Heute wird die Börse wieder zunehmend ein Thema und ich stelle täglich fest, dass die meisten Anleger nichts dazu gelernt haben.
Unsinnige Vergleiche kommen zurück
Die Gespräche von heute beginnen denen von Ende 1999 zu ähneln. Ich werde von vielen Kunden aufgefordert, unsere globale Benchmark - den MSCI-World-Index zu ändern und mich auf Deutschland zu konzentrieren. "Warum haben Sie überhaupt noch amerikanische Aktien im Depot? Europäische Werte haben sich doch viel besser entwickelt." Unser globaler Ansatz wird in Frage gestellt. Der DAX wird als beliebte und bevorzugte Benchmark wieder hervorgekramt. Stopp! Genau in diesem Moment beginnt der "Lerneffekt" zu versagen! Schon vergessen? Der DAX hat von März 2000 bis März 2003 um 73% verloren. Vom damaligen Favoriten vieler Investoren, dem Neuen Markt, will ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. Eine Benchmark wie der DAX - der nur 3% der weltweiten Börsenkapitalisierung entspricht - ist Unfug! Wollen Sie Ihr Vermögen tatsächlich an einer Benchmark ausrichten, die in weniger als drei Jahren "mal eben so" 73% verliert?
Depotchecks geben Anlass zur Sorge
Unsere Depotchecks der letzten Monate runden diesen problematischen Eindruck ab. Fast alle Investoren laufen den berühmten Modetrends der letzten Monate nach: Rohstoffe, Small und Mid Caps, Emerging Markets, Minenwerte - und eine sinnvolle Diversifikation stellen wir nur selten fest. Oft werden auch hohe Beträge auf nur sehr wenige Einzelwerte konzentriert. Hier wird bereits die Basis für das nächste Desaster gelegt. Eine vernünftige Risikokontrolle findet - durch die letzten positiven Jahre "verursacht" - nicht mehr statt.
Fazit
Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: Werfen Sie einen kritischen Blick auf Ihre aktuelle Vermögenszusammensetzung und vermeiden Sie grobe "Klumpenrisiken". Man kann bereits heute prognostizieren: Der nächste Bärenmarkt wird die meisten Investoren wieder vollkommen unvorbereitet treffen. Zu wenige Anleger haben ihre Fehler der letzten Jahre nüchtern analysiert.