Sind Sie überrascht?
Eine Insel im DAX und die Anleger sind schon wieder geschockt.
In dieser Woche standen bei unserer Vermögensverwaltung die Telefone nicht still. Wir wurden reihenweise gefragt, was denn unsere hohe Cashquote soll und warum wir denn viele Gewinne im hochspekulativen Bereich mitgenommen haben? Ganz einfach. Es laufen mir zu viele wild gewordene Bullen umher. Im Sommer wurden wir für unseren Optimismus bis zum Jahresende kritisiert. Wenn nach einem Anstieg von 20% in wenigen Monaten die Medien auf eine Jahresendrallye verweisen, dann ist eine gegenteilige Entwicklung nicht weit. Erinnern Sie sich an den Juni und Juli. Die Angst vor einer grundsätzlichen Trendwende ging damals um - und die Rallye begann. Wie geht es weiter?
DAX Stundenchart
Der Stundenchart verdeutlicht die Marktverfassung: Das Island Gap vor einigen Tagen wurde oft kommentiert und als Warnsignal interpretiert. Doch die vermeintliche Inselumkehr mutierte zu einer bösen Bärenfalle. Das Gap wurde schnell geschlossen und ein neues Mehrjahreshoch im DAX erreicht. Die Bären wurden aus ihren Positionen umgehend wieder ausgestoppt und blieben mit blutigen Nasen zurück. Das zweite Island Gap ist die eigentliche Falle. Der DAX hat in wenigen Stunden über 100 Punkte verloren. Überrascht Sie das? Mich nicht. Immer dann, wenn mich unsere Kunden mehrheitlich auffordern, aggressiver vorzugehen und unsere Cashquote zu investieren, dann tue ich eher das Gegenteil. Ich werde nicht dafür bezahlt, der wilden Herde hinterher zu laufen, sondern in Phasen der Gier einen kühlen Kopf zu bewahren - auch wenn das manchmal schwer fällt. Der heutige Kursrutsch hat die Euphorie bereits merklich abkühlen lassen. In den Medien werden schon wieder die negativen Szenarien ausgepackt. Das ist gut so. Neue Käufe können schon wieder geplant werden.
DAX Tageschart
Im Tageschart wird die absurde Diskussion offensichtlich. Man wartet auf die große Jahresendrallye, während der DAX seit Juli wie auf Schienen angestiegen ist. Wir sind immer wieder verblüfft, wie "lernresistent" die meisten Investoren sind. In Angst wird verkauft und in Gier wird gekauft. Durchbrechen Sie diesen Teufelskreis! Das Jahr 2006 liest sich wie ein Beispiel aus einem Lehrbuch für Börsenpsychologie. Im Sommer wurden - nach (!) dem Kursrutsch - diverse Krisenszenarien breit diskutiert. Nach einem Anstieg von 20% werden diese Bedenken wieder über Bord geworfen. Erstaunlich! Und nicht so richtig vernünftig.
Fazit
Beobachten Sie die Märkte in den nächsten Tagen aufmerksam. Die Angst muss wieder in die Märkte zurückkehren. Je schneller desto besser. Der heutige Tag hat zumindest schon einmal der größten Gier einen Dämpfer verpasst. Das gefällt mir gut.