In diesen Tagen liest man wieder viel von angeblichen Warn- und auch Verkaufsignalen. Meist sind die Begründungen dafür jedoch sehr dürftig und geben vor allem fast immer lediglich die subjektive Begründung des Betrachters wieder. Passen Sie auf und prüfen Sie das ständig nach!
Eine gewagte Aussage
Ich muss immer wieder staunen, wie oberflächlich teilweise technische Analysten ihre Aussagen und Prognosen begründen. Fast immer führt dies zu bösen Fehleinschätzungen. Es gilt hier oft die Regel: "Ich sehe was ich sehen will" und "was nicht passt, wird passend gemacht". Die subjektive Sichtweise des Analysten wird fast immer den "Regeln" übergeordnet. In einer von hoher Unsicherheit geprägten Phase, wie wir das derzeit wieder erleben, fallen solche Warnungen auf fruchtbaren Boden und führen zu voreiligen Entscheidungen.
Ein schönes Beispiel las ich in der letzten Woche in einer großen deutschen Tageszeitung: "[i]Bei allen Abwägungen, die es grundsätzlich zu machen gilt, muß immer auch klar sein, dass nichts wichtiger ist als der Chart selbst. Schließlich sind nicht die Niveaus eines Indikators wie beispielsweise der Stimmung unter Marktteilnehmern gehandelt worden, sondern einzig die Preise beziehungsweise die Kurse, die im originären Chart stehen. Ihnen und damit dem Chart an sich muß deshalb die höchstmögliche Aussagekraft zugebilligt werden. Macht man sich diese Überlegung zu eigen, dann ist das derzeit wichtigste bestehende Signal der technischen Analyse der im Juni erfolgte Bruch des langfristigen Aufwärtstrends. Sein Damoklesschwert schwebt weiterhin über dem Dax.
In wenigstens 75 Prozent aller Fälle folgen einem solchen Bruch größere Kursabschläge als die, die es bislang zu ertragen galt. Die Prognose bleibt demnach auch unverändert. Die gegenwärtig freundlichen Kurse werden wohl schon in Kürze durch wieder spürbar nachgebende Kurse abgelöst werden. Signifikante neue Jahrestiefs unter dem bisherigen Tief von 5.243 Punkten und vielleicht auch unter 5.000 Punkten stehen dann auf der Tagesordnung.[/i]
Den angehängten Chart habe ich Ihnen "nachgebaut". Der Aufwärtstrend wurde tatsächlich gebrochen.
Beachten Sie das vollständige Bild!
Man sollte jedoch beachten, dass es sich im vorherigen Chart lediglich um den logarithmischen Chart gehandelt hat. Im linearen Chart sieht dieser Sachverhalt ganz anders aus. Der Aufwärtstrend des DAX ist weiter voll gültig und seine untere Begrenzung wurde sogar fast punktgenau mit dem Juni-Tief getestet.
Eine weitere Perspektive
Zu meinen Analysen ziehe ich stets auch den DAX in US-Dollar hinzu. Auch in diesem Chart fällt auf, dass der Aufwärtstrend sauber gehalten hat - und die wichtige Unterkante sogar mehrfach bestätigt wurde. Die Signifikanz dieser Linie ist offensichtlich.
75% Trefferquote?
Wir haben in besagtem Artikel gelesen, dass diese Trendbrüche in 75% aller Fälle zu weiteren Kursverlusten führen. Ich habe die letzten Jahre überprüft. Betrachten Sie sich den Chart. Fällt Ihnen etwas auf? Ausnahmslos alle Trendbrüche wurden innerhalb weniger Wochen zu Bärenfallen. Der letzte bedeutende Trendbruch im logarithmischen DAX-Chart erfolgte Im Frühjahr 2005. Der DAX legte anschließend jedoch um 50% zu, ohne seinen Aufwärtstrend wieder zurückzuerobern.
Auch der jetzige Aufwärtstrend ist immer noch zu steil, um lange Bestand zu haben. Ein Trendbruch ist auch in der linearen Einstellung in den nächsten Monaten zu erwarten. Die Frage ist nur, ob das dann nicht auf einem deutlich höheren Niveau als heute passieren wird.
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Fazit
Sie sollten Ihre Analysen immer umfassend erstellen und auch die Details beachten. Wer an der Börse seine Hausaufgaben nicht ordentlich erledigt, der wird fast immer hart bestraft. Oberflächliche Aussagen führen in den seltensten Fällen zu vernünftigen Ergebnissen. Analysen erfordern unbedingt einen "neutralen" Beobachter. Seine eigene Meinung zu begründen, fällt meist leicht. Eine passende Linie bzw. ein zutreffendes Argument findet man fast immer. Erinnern Sie sich an diese schöne Werbung für eine Zeitung? "Wer nur die Hälfte weiß, weiß oft gar nichts." Das stimmt. Auch und vor allem an den Finanzmärkten.
Der DAX ist sicher in einer schwierigen Phase und es sollte Sie nicht überraschen, wenn wir die Juni-Tiefs noch mal anlaufen oder sogar unterbieten sollten. Die Begründung mit den Trendbrüchen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Kursverlusten führen, ist jedoch nicht zutreffend. Einen begonnenen Bärenmarkt halte ich weiter für äußerst unwahrscheinlich.