Ein Crash mit Ansage?

Ist das nur noch eine Frage der Zeit?

Die Sorgen werden größer und die Schlagzeilen fetter. Das Inflationsgespenst geistert wieder einmal durch die Börsenflure und vor allem durch die Köpfe der Investoren. Ist das wirklich ein Grund zur Sorge? Wie sollte man sich verhalten?

Einer meiner besten und treffsichersten Indikatoren im kurzfristigen Bereich sind die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse. Schaffen es bestimmte Themen auf die Titelseite, kann man davon ausgehen, dass diese Vorgänge und Befürchtungen in den Kursen eingepreist sind.

Inflation oder Deflation?

Man kann aktuell reihenweise Volkswirte aufzählen, die einen gewaltigen Anstieg der Inflation heraufbeschwören, andererseits lese ich genügend Kommentare, die langfristig weiter deflationäre Tendenzen ausmachen. Betrachtet man sich nüchtern die letzten Jahre, so stellt man fest, dass das Pendel zwischen Inflations- und Deflationsbefürchtungen ständig hin- und herschlägt. Diesmal ist wieder die Inflation dran...

Der Höhepunkt erreicht?

In dieser Woche titelte das Handelsblatt mit einer "Scream-Maske" auf dem Monitor eines Händlers und der Schlagzeile: "Furcht vor wachsender Inflation verschreckt die Finanzmärkte - DAX stürzt um mehr als hundert Punkte - Leitzinserhöhungen in USA und Europa erwartet". Denken Sie mal für einen Moment nach, wie denn eine Schlagzeile auf die Titelseite kommt? Sie muss erst einmal die Zustimmung einiger zuständiger Redakteure schaffen und natürlich auch ein großes Interesse bei der Leserschaft versprechen. Genau so funktioniert dieser Mechanismus: Titelseiten werden dadurch fast immer zu Kontraindikatoren, da sie typische Themen widerspiegeln, die so breit diskutiert und von so großem Interesse sind, dass sie längst "durch" sind. Und damit sind sie auch im Markt diskontiert.

Eine Serie von Fehlprognosen

Die weitere Zinsentwicklung ist für mich eine der Schlüsselfragen, um auch die Aktienmärkte einschätzen zu können. Bereits seit vielen Jahren prognostizieren die Investmentbanken - nahezu ausnahmslos - steigende mittel- und langfristige Zinsen und liegen damit seit Jahren ebenso schief. Genau hier liegt eine große Gefahr: Es glaubt diesen Prognosen wohl bald niemand mehr und die große Mehrheit der Investoren wird zu sorglos. Ein Gewöhnungseffekt - an dieses historisch außerordentlich tiefe Zinsniveau - setzt ein. Deshalb muss diese Entwicklung aufmerksam beobachtet werden. Viele "Gurus" - u. a. auch Bill Gross - haben ihre skeptischen und damit falschen Zinsprognosen in Erwartung steigender Renditen bereits aufgegeben und "resigniert". Das gefällt mir nicht. Die Gefahr eines überraschenden und heftigen Zinsanstieges wächst damit.

Ein belastbares Tief der Renditen?

Die technische Situation - hier beispielsweise die deutsche Umlaufrendite - mahnt zur Vorsicht. Das letzte Tief wurde vom MACD nicht mehr bestätigt. Es hat sich eine positive Divergenz ausgebildet. Zusätzlich verlief die Bodenbildung in Form einer W-Formation, die bei einer Auflösung nach oben einen weiteren Renditeanstieg nach sich ziehen würde.

Fazit

Die weitere Zinsentwicklung muss in den kommenden Wochen aufmerksam beobachtet werden. Während die öffentliche Diskussion für eine mittelfristige Toppbildung und ein erneutes Abdriften der Renditen nach unten spricht, so mahnt die technische Situation zur Vorsicht. Man sollte sich in langfristigen Anleihen nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen.

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