Die bösen Spekulanten!

Wer ist wirklich für den hohen Ölpreis verantwortlich?

Immer wieder ist in diesen Tagen von den "so bösen Spekulanten" die Rede, die den Ölpreis in die Höhe treiben. Bundeskanzler Schröder wird mit der Aussage zitiert: "Nach Meinung aller Experten liegt die spekulative Prämie beim Ölpreis zwischen 20 und 30 Dollar je Barrel". Ok, es ist Wahlkampf und diese Sprüche kommen sicher gut an. Betrachten wir uns diese Aussage jedoch einmal genauer...

Wie funktioniert ein Markt?

Es ist schon sehr erstaunlich, dass diese - offensichtlich unsinnigen - Argumente so oft zu hören sind. Ich halte das lediglich für einen Erklärungsversuch der eigenen Ratlosigkeit vieler Volkswirte. Der Ölpreis wird natürlich - wie jeder andere Marktpreis an den Finanzmärkten auch - durch eine simple Funktion aus Angebot und Nachfrage ermittelt. Welcher Spekulant geht denn Positionen ein, die offensichtlich deutlich überbewertet sind? Wer verkauft Positionen, von denen er annimmt, dass sie deutlich weiter steigen werden? Der aktuelle Preis spiegelt natürlich ein aktuelles und absolut "faires" Gleichgewichts-Level wider. Gerechtere oder "bessere" Preise, als durch ein Ergebnis aus Angebot und Nachfrage ermittelt, gibt es nicht.

Wichtige Funktion wird übersehen

Unsere im globalen Wettbewerb stehenden Volkswirtschaften verfügen über ein wichtiges Regulativ - den freien Markt. Ungleichgewichte in Preisstellungen werden durch die so genannten Arbitrageure schnell aufgespürt und durch gezielte Transaktionen "beseitigt". Dies gilt natürlich auch für den Ölpreis.

Wer ist der wahre Preistreiber

Franz Müntefering sagte dazu gestern: "Die Höhe des Benzinpreises ist nicht eine Konsequenz unserer Politik". 1998 habe das Barrel Rohöl 15 bis 18 Dollar gekostet. Heute nahezu 70 Dollar. Die Ölindustrie mache angeblich unmoralische Profite durch eine verantwortungslose Preistreiberei, ist weiter zu hören und lesen. Haben Sie einmal nachgerechnet? Ein Liter Rohöl kostet heute am Weltmarkt - nahe am Rekordniveau (!) - lediglich knapp 32 Euro-Cent. Vergleichen Sie das einmal mit dem Preis an den Zapfsäulen und ziehen Sie den Steueranteil ab. Vor einigen Monaten las ich hierzu dieses treffende Zitat: "Die wahren Scheichs sitzen in Berlin."

Ist Öl überhaupt teuer?

Rohöl ist ein hochwertiger und knapper Rohstoff, der für die weltweiten Industrienationen eine herausragende Rolle spielt. Ein Liter Rohöl kostet - wie bereits geschrieben - lediglich 0,32 Euro. Was kostet ein Liter Mineralwasser, ein Liter Cola oder ein Liter Bier. Fällt Ihnen etwas auf?

Fazit

Der Ölpreis ist sicher auf einem Rekordniveau angelangt. Ob dies bereits das Ende der Fahnenstange ist, bleibt abzuwarten. Mein "insgeheimer Öl-Indikator" steht immer noch auf "Kaufen". So lange in meinem Heimatort weiterhin täglich ein kurzzeitiges Verkehrs- und Parkchaos ausbricht, wenn die Grundschule zu Ende ist, und die Eltern - die nur wenige hundert Meter entfernt wohnen - ihre Kinder per Auto abholen, ist Benzin noch nicht teuer genug.

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