Drohen jetzt hohe Kursverluste?

Die schwachen Monate stehen bevor.

Erinnern Sie sich an voriges Jahr? Die Aktienmärkte markierten zwischen dem 13. August und 16. August ihre Jahrestiefs 2004. Die Situation ist heute wesentlich entspannter. Wir stehen unmittelbar an Mehrjahreshochs. Was lese ich aber heute als Schlagzeile einer großen deutschen Wirtschaftszeitung: "Analysten stimmen Anleger auf Kursverluste am Aktienmarkt ein" und "Technik sendet Warnsignale für den DAX". Drohen uns jetzt - gerade deshalb - Gefahren? Fast genau vor einem Jahr schrieb ich zu diesem Thema: "Droht uns ein nachhaltiger Kurssturz?" vom 13.08.2004. Die niedrigen Volatilitäten sorgen für außerordentlich große Chancen. In dieser Woche haben wir unser neues, hochspekulatives Produkt Grüner "BEST of ALL" Juni/06 aufgelegt.

Replay 2004?

Heute vor einem Jahr: Der DAX durchbrach die "wichtige technische" Marke von 3675 Punkten nach unten und fast alle Analysten rieten zum Verkauf. Deutsche Aktienfonds verzeichneten erhebliche Mittelabflüsse. Das Medienecho war enorm, es wurde fast einhellig zum Ausstieg geraten. Ich schrieb damals: Es fällt uns weiterhin sehr schwer, zum jetzigen Zeitpunkt Risikofaktoren auszumachen, die an den Märkten nicht hinlänglich bekannt, ausdiskutiert und somit eingepreist sind. Die relative Bewertung der Aktienmärkte hat sich durch den sich ausweitenden Spread zwischen deutlich anziehenden Unternehmenserträgen und seit Jahresanfang relativ konstant gebliebenen Renditen an den Anleihemärkten deutlich verbessert. Die extrem negative Stimmung und hohe Nervosität unter den Anlegern ist fundamental kaum zu begründen. Wir gehen weiterhin bis zum Jahresende von signifikant anziehenden Aktienmärkten aus. Der Rest der Geschichte ist Ihnen bekannt. Genau zu diesem Zeitpunkt begann die Rallye. Der DAX, S&P 500 und Nasdaq 100 legten bis zum Jahresende zwischen 15% und 25% zu. Für die meisten Anleger wurde der von vielen empfohlene Ausstieg aus den Aktienmärkten zum zentralen Fehler des Jahres. Ein echter und oft übler "Big Point". Wir haben an unseren Positionen in der Vermögensverwaltung - der Private Client Group - diszipliniert festgehalten. Fast in jedem Jahr gibt es diese zentralen Punkte, an denen "es gilt". Auch in diesem Jahr könnten die nächsten Wochen so ein markanter Zeitraum werden.

Unterschiede in diesem Jahr?

Die Situation stellt sich heute anders dar. Die europäischen Aktienmärkte haben seit Jahresanfang deutlich zugelegt. Die US-Märkte befinden sich bisher - ebenso wie der marktbreite MSCI-World-Index - nur unwesentlich im Plus. Die Wertentwicklung ist historisch außerordentlich differenziert. Genau dies macht die aktuelle Situation widersprüchlich. Während die europäischen Märkte unsere prognostizierte Jahresperformance bereits erfüllt haben, hinken die amerikanischen und japanischen Indizes noch hinterher.

Stimmung zu gut

Die Stimmen mehren sich, die wieder einmal von einer "zu guten Stimmung" sprechen. Ich kann dies aus meiner täglichen Erfahrung nicht nachvollziehen. Die Mehrheit der Investoren ist weiterhin sehr vorsichtig und eher risikoaversiv. Ich beobachte eher das Gegenteil: Viele Anleger stehen noch immer mit ihren Fest- und Tagesgeldkonten an den Seitenlinien und warten ab. Aber auf was eigentlich?

Wer nicht warnt ist dumm!

Eine kuriose Sache. Heute vor einem Jahr warnten die Medien wegen der schwachen Kurse und rieten zum Ausstieg. Heute empfehlen sie wieder einen Ausstieg - dieses Mal wegen zu hoher Kurse. Ja, was denn nun? Das Spiel mit der Angst funktioniert noch immer bestens. Kennen Sie den Refrain der Sesamstraße? Entschuldigung für diesen Vergleich, aber als Vater eines kleinen Sohnes ist man damit vertraut: "Wer nicht fragt bleibt dumm" heißt es dort. Börsentechnisch könnte man das umformulieren in: "Wer nicht warnt, gilt als dumm." Auch nach fast drei Jahren weltweitem Bullenmarkt, gilt es immer noch als klug und intellektuell, zur Vorsicht zu mahnen. Gut so. Mir gefällt das.

Fazit

Die historisch schwächsten Börsenmonate August und September wurden im vergangenen Jahr zu einer gewaltigen Bärenfalle. Eine ähnliche Situation hatten wir Ende April diesen Jahres, als "sell in may and go away" das allgemeine Motto lautete. Die aktuelle Situation ist weiter widersprüchlich. Die US-Indizes haben gewaltiges Nachholpotential aufgebaut. Es spricht für mich vieles dafür, dass die Amerikaner in Kürze nach oben ausbrechen werden. Die europäischen Aktienmärkte wird dies nicht kalt lassen. Es gibt weiterhin genügend Pessimisten und Skeptiker, die aufgrund ihrer zu vorsichtigen Haltung noch auf hoher Liquidität sitzen. Die Alternativen zum Aktienmarkt sind weiterhin unattraktiv.

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