Sind wir wirklich so blöd?

Die Börse reagiert noch gelassen.

Der Wahlkampf kommt auf Touren. Die Parteien packen die härteren Bandagen aus. Die genauere Analyse der einzelnen Kampagnen lässt jedoch nur ein böses Fazit zu: Wir werden offensichtlich für blöd gehalten. Sind wir das tatsächlich? Lesen Sie zum Thema auch diesen Beitrag: "Hohes Risiko!" vom 04.08.2005. Die niedrigen Volatilitäten sorgen für außerordentlich große Chancen. In dieser Woche haben wir unser neues, hochspekulatives Produkt Grüner "BEST of ALL" Juni/06 aufgelegt.

Fettnäpfchen oder Strategie

Die Medien liefern uns reihenweise Talkshows und Gespräche mit den jeweiligen Spitzenkandidaten. Fast täglich werden uns mehr oder weniger kuriose Fehltritte einiger prominenter Spitzenpolitiker übermittelt. Ist das eine wohlüberlegte Strategie oder ist das schlicht ungeschickt? Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht.

Aktuelle Situation

Die Nachrichtensender haben natürlich ein berechtigtes Interesse an einem möglichst spannenden Wahlkampf und freuen sich über damit höhere Einschaltquoten. Unter "www.wahlumfragen.de" finden Sie die aktuellsten Umfragen der letzten Tage. Der simple Durchschnitt dieser Ergebnisse sagt aus, dass eine Koalition aus CDU/CSU eine knappe Mehrheit besitzt. Die Börse scheint dies - noch - ebenfalls so zu sehen. Die Gefahren einen "bösen Überraschung" für die Aktienmärkte bleiben bestehen.

Simple Botschaften kommen an

Betrachtet man sich die einzelnen Kampagnen der Parteien genauer, so fällt einem recht schnell auf, dass die Botschaften sehr simpel gestrickt sind. Während Edmund Stoiber die Ostdeutschen "wachzurütteln" versucht, Gysi und Lafontaine den kuriosen Versuch starten, die Wähler am linken und gleichzeitig auch am rechten Rand einzusammeln, werden uns weiterhin fleißig Märchen erzählt.

Komplexe Themen werden gemieden

Die meisten bisher veröffentlichten Wahlplakate vermeiden es, auf komplexe Themen einzugehen und es wird bevorzugt mit einfachen Aussagen gearbeitet: Mein persönlicher Favorit ist das Plakat der SPD, in dem auf die geplante Mehrwertsteuererhöhung von Angela Merkel verwiesen wird. Man kann über diese Erhöhung und deren Konzept sicher geteilter Meinung sein. Diese "+2,2 Cent Merkelsteuer" jedoch auf ein Benzinpreisplakat zu kleben, dass nenne ich mal, sagen wir es freundlich: "zielgruppenorientiert". Die Initiatoren des Plakates scheinen die massiven Verteuerungen durch die "Ökosteuer" schon vergessen zu haben.

Scharfe Kommentare nehmen zu

In den letzten Tagen werden wir mit - vordergründig - wenig intellektuellen Aussagen bombardiert. Stoiber bedient Stammtischdiskussionen und Minister Struck erzählt uns das Märchen von den bösen Amerikanern. Zudem behauptet der amtierende Verteidigungsminister ernsthaft und zur besten Sendezeit, dass Angela Merkel den Unterschied zwischen Brutto und Netto nicht kennen würde. Ok. Die Zielgruppe dieser Aussagen scheint klar. Die einzige Frage, die für mich nach der eingehenden Analyse der Beiträge der letzten Wochen bleibt: Gehören die handelnden Akteure womöglich auch zur "Zielgruppe" ihrer großteils - nennen wir das beim Namen - "dämlichen" Aussagen?

Fazit

Die besten Werbestrategen der Branche beraten die Parteien bei ihren Kampagnen. Hinter den angeblichen "Fehltritten" steckt viel mehr Strategie, als dies die meisten Bundesbürger wahr haben wollen. Komplexe Themen werden gemieden und einfache Parolen bevorzugt. Sind wir wirklich so blöd und politisch desinteressiert, wie es nach dieser "Zielgruppenanalyse" scheint? Ich hoffe nicht.

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