Das wird gefährlich!

Diese Entwicklung macht mir zunehmend Sorgen.

Das erste Halbjahr ist vorbei. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz. Viele von Ihnen haben meine Jahresprognose gelesen bzw. haben meine Vorträge in Frankfurt, Hamburg und Kaiserslautern besucht. Auch auf der Invest in Stuttgart habe ich meine Aussagen bekräftigt. Meine Kernthesen lauteten damals: - Der Aktienmarkt wird sich sehr positiv entwickeln. - Der US-Dollar wird zum Euro deutlich an Wert gewinnen. - Das langfristige Zinsniveau wird trotz einiger Zinserhöhungen der Fed tief bleiben. Erinnern Sie sich an den Jahresanfang? Wer hätte das damals für möglich gehalten? Die Prognosen der Investmentbanken sagten ein unterdurchschnittliches Aktienjahr voraus. Der US-Dollar sollte weiter krisengeschüttelt bleiben und die Zinsen sollten am langen Ende deutlich ansteigen. Wo stehen wir heute?

Eine kleine Bilanz

Die Aktienmärkte haben heute erneut neue Mehrjahreshochs erreicht. Der DAX liegt seit Jahresbeginn mit ca. 12,1% im Plus, der Euro-Stoxx-50 - als unser Favorit - sogar um 12,3%. Der Großteil der Gewinne wurde im zweiten Quartal erzielt. Noch am 29. April lag der europäische Leitindex Euro-Stoxx-50 knapp im Minus. Auf der Invest wurden meine bullishen Prognosen noch belächelt. In vielen Gesprächen am Rande der Anlegermesse bekam ich "erklärt", warum denn die Aktienmärkte gar nicht steigen könnten. Viele eMails erreichten mich in dieser Zeit, die meine Prognosen als Unsinn bezeichneten. Mir hat das alles gut gefallen. In meinen mittlerweile fast 20 Jahren an den Finanzmärkten habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht: Umso weniger man an allgemeinem Zuspruch bekommt, desto richtiger liegt man fast immer mit seinen Prognosen. Und genau hier beginnt das Problem...

Die schleichende Gefahr

Viele der eMails und Zuschriften, die ich in den letzten Monaten erhielt, kann ich hier kaum zitieren. Diese Beleidigungen, unflätigen Ausdrücke und persönlichen Angriffe will ich Ihnen gerne ersparen. Es gab offensichtlich zahlreiche Bären, die ihrem Unmut Luft lassen mussten. So weit, so gut. Mich haben diese Angriffe eher in meiner Meinung bestätigt. Die von uns gemachten Entwicklungen sind bis heute alle eingetreten. Dieser Mail-Indikator scheint also gut zu funktionieren. Aber aufgepasst, die Situation beginnt zu kippen.

Bitte kein Lob!

Die Reaktionen meiner Leser in den letzten Worten waren erstaunlich. Es erreichen mich in diesen Tagen viele Zuschriften, in denen mein Mut und meine weisen Prognosen gelobt werden und dass meine Strategie ganz hervorragend sei. Natürlich freue mich über diese netten Worte, doch ich werde zusehends unruhig. Offensichtlich muss ich mich an diese erstaunliche Situation erst gewöhnen.

Ein Warnzeichen?

Wir haben in den letzten Tagen häufig darüber diskutiert, ob denn diese Entwicklung bereits als Kontraindikator zu werten sei. Ich denke kurzfristig ja. Die Gefahr einer Korrektur ist weiter angestiegen. Doch mittel- und langfristig sollten weiterhin genügend Anleger - auch Institutionelle - überhaupt nicht oder immer noch sehr geringfügig an den Aktienmärkten investiert sein. Die US-Indizes haben weiterhin eine sehr dürftige Jahresperformance aufzuweisen und entsprechendes Nachholpotential aufgebaut.

Fazit

Ich freue mich weiterhin über Ihr Lob und Ihre netten Worte. Ein paar Beleidigungen und Angriffe können Sie ruhig einstreuen, damit die Märkte auch in Zukunft weiter an der Mauer der Angst - oder der Ungläubigkeit - entlang steigen können. 

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