Eine absurde Situation!

Egal welche Angst, die Hauptsache Angst!

Die Zinsangst regiert. In einem Umfeld, in dem fast alle Medien unablässig von der Gefahr steigender Zinsen reden und alle großen Investmentbanken einen kräftigen Zinsanstieg prognostizieren, fällt heute ein neuer Rekord! Die 10- jährige Bundesanleihe rentiert erstmals in ihrer Geschichte unter 3,40%. Aktuell bringt diese Anleihe nur noch 3,395%. Nahezu unbemerkt...

"Die Sorge vor einer Wachstumsabschwächung gilt am Rentenmarkt als treibende Kraft", werden heute wieder einmal die Rentenhändler zitiert. Es vergeht kein Tag an dem nicht eine neue, "sprichwörtliche Sau" durchs Dorf getrieben wird. Es ist modern, Angst zu haben. Und wenn einem nichts mehr einfällt, vor dem man noch Angst haben könnte, dann erfindet man sich eben ein neues "Problem". Die aktuelle Diskussion ist grotesk. Man fürchtet sich vor einem paradiesischen Zustand. Den in Deutschland tiefsten, langfristigen Zinsen aller Zeiten. Nie seit dem 2. Weltkrieg war es billiger zu investieren und diese Investitionen zum Teil auch fremd zu finanzieren. Doch schauen wir uns die Realität an: Der Immobilienmarkt und die Binnenwirtschaft werden immer schwächer. Das durchschnittliche deutsche Auto ist so alt wie niemals zuvor. Und es ist weit verbreitet, über die angeblich so konsumwütigen und verschwenderischen Amerikaner Witze zu machen, die die tiefen Zinsen zu Investitionen oder Neuanschaffungen nutzen. Der Kern unseres eigenen Problems wird dabei übersehen. Niemand traut sich den Anfang zu machen, Investitionen werden immer weiter verschoben. Der Staat spart, die Unternehmen sparen, die privaten Investoren halten sich zurück und ihr Geld wird zu Minizinsen geparkt. Die Aktienmärkte haben im Vergleich zu den Rentenmärkten eine historisch einmalige Unterbewertung erreicht.

Warum sind die Zinsen überhaupt so tief?

Die langfristigen Zinsen sind deshalb so tief, weil - allen Warnungen zum Trotz - weiter in langfristige Anleihen massiv investiert wird. Während die kurzfristigen Zinssätze maßgeblich von der europäischen Zentralbank vorgegeben werden, werden die mittel- und langfristigen Zinssätze an den Börsen "ausgehandelt". Die Preise (und damit die Renditen der Anleihen) werden - wie am Aktienmarkt auch - durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Trotz gigantischer Neuemissionen an den Anleihemärkten, werden diese vom Markt aufgesogen. Die Zinsen fallen sogar weiter. Warum? Weil die Nachfrage weiter extrem hoch ist. Trotz den unattraktivsten Zinssätzen aller Zeiten, treibt die Angst - vor etwaigen Kursverlusten am Aktienmarkt - die Investoren in die Anleihemärkte. Viele Privatinvestoren haben ihre Aktienquoten in diesem Umfeld auf 0% zurückgefahren und bevorzugen Anleihen und Festgelder. Vernünftig?

US-Zinsen steigen auch nicht

"Aber die Zinsen in den USA steigen doch", werde ich oft erinnert. Die kurzfristigen - durch die US-Notenbank Fed vorgegebenen - Zinssätze steigen. Sicher. Doch auch hier muss man die mittel- und langfristigen Zinssätze, die vom Markt bestimmt werden, beachten. Diesen Zusammenhang habe ich auch in meiner ausführlichen Jahresprognose beschrieben. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen notierten zu Beginn des Jahres bei 4,22%. Die Rendite liegt heute - trotz einiger Zinserhöhungen der Notenbank - bei 4,16%. Anstiege sehen anders aus.

Die Latte liegt sehr tief

Sie wissen, ich bin Vermögensverwalter. Mein Job ist es, das attraktivste, mittel- und langfristige Chance-Risiko-Verhältnis für meine Kundendepots herauszufinden und entsprechend zu handeln. Chancen und Risiken müssen sorgfältig abgewogen werden. Risiko lohnt sich dann mehr, wenn die Alternativen unattraktiv sind. Diese Messlatte - die historisch tief liegt - in den nächsten 10 Jahren zu schlagen, ist meine Aufgabe. Die Frage, die sich die meisten Anleger stellen müssen, ist diese: "Wie erreiche ich in den nächsten 10 Jahren eine höhere Rendite als 3,395% pro Jahr?" Sicher nicht am Rentenmarkt, sicher nicht mit Anleihen. Handeln Sie vernünftig, stellen Sie Ihre Angst zurück.

Der unbemerkte Rekord

Die deutsche Umlaufrendite notierte zu Jahresbeginn bei 3,43%. Heute wurde ein neues Jahrestief bei 3,17% erreicht. Erinnern Sie sich an die Prognosen der Investmentbanken zum Anfang des Jahres. Ein kräftig anziehendes Zinsniveau wurde - wie auch schon in den Jahren zuvor - vorhergesagt. Das Gegenteil ist eingetreten...

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Fazit

Diese Blase wird platzen! Die Investitionen werden über kurz oder lang zunehmen. Die Angst der Investoren wird abnehmen. Der Investitionsstau wird sich auflösen. Die geparkten Gelder werden sich bessere Renditemöglichkeiten und - eine schöne Entwicklung für mich - einen guten Vermögensverwalter suchen. Stellen Sie sich darauf ein! 

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