Der unsichtbare Crash
Diesen Absturz hat kaum jemand bemerkt.
Es gab in diesem Jahr einen deutlichen Einbruch an den Aktienmärkten. Sie haben diesen nicht bemerkt? Machen Sie sich keine Sorgen, das konnten Sie auch gar nicht. Dieser Crash hat sich gut getarnt. Er war für die meisten Anleger unsichtbar.
Bewertungen sind extrem
Die Gewinne der im S&P 500 gelisteten Unternehmen haben in diesem Jahr um ca. 19% zugelegt. Der S&P 500 selbst jedoch um bisher lediglich 8,2%. Die Gewinne der im DAX 30 vertretenen Werte, haben sogar um ca. 60% (!) gegenüber 2003 zugelegt. Der DAX weist bisher einen Zuwachs von ca. 6,3% auf. Wenn die Gewinne so stark zulegen, die Aktienmärkte aber deutlich weniger profitieren, dann stürzen die Bewertungen der Aktien ab, Aktien werden ?billiger?. Diesen Crash kann man aber nicht in Punkten oder in Prozenten messen, sondern nur in Bewertungsmaßstäben erkennen. Unsichtbar ? aber vorhanden. Die Aktienmärkte hätten also in diesem Jahr in den USA um 19% und in Deutschland um 60% zulegen müssen, da die Gewinne der Unternehmen so stark gestiegen sind. Haben sie aber nicht. Bereits zu Jahresanfang waren Aktien im historischen Vergleich nicht teuer. Durch diese Gewinnsteigerungen sind sie nun extrem günstig. Das Kurspotential ist immens.
Risikofaktoren bekannt
Natürlich gibt es Risikofaktoren. Auch eine ganze Menge: Ein hoher Ölpreis, hohe Staatsverschuldungen, Außenhandels- und Leistungsbilanzdefizit der USA, die Angst vor einem schwächeren US-Dollar, Inflations- oder Deflationssorgen, die Möglichkeit weiterer Terroranschläge, die ungeklärte Situation im Irak. Doch die Schlagzeilen in den Medien werden von diesen Themen beherrscht, in Internetforen werden die kuriosesten Verschwörungstheorien diskutiert und der Weltuntergang scheint eine ausgemachte Sache. Das negative Überraschungspotential und die damit verbundenen Risiken sind daher sehr begrenzt. Die Märkte sind unter anderem deshalb so extrem günstig bewertet, weil alle diese Risikofaktoren von den Aktienmärkten bereits eingepreist worden sind. Doch glauben Sie mir, die Welt wird so schnell nicht untergehen.
Anleihen sind unattraktiv
Sie erhalten heute für eine 5-jährige deutsche Staatsanleihe eine Rendite von lediglich 2,96% und bei einer 10-jährigen Anleihe 3,58%. Das bedeutet, für eine Anlagesumme von 100 000 Euro erhalten Sie magere Zinserträge von 2 960 Euro (5 Jahre) bzw. 3 580 Euro (10 Jahre). Bei einem Steuersatz von 40% bleiben ihnen davon 1 776 Euro (1,78%) bzw. 2148 Euro (2,15%). Die Inflationsrate von derzeit rund 2% schwächt Ihre ?echte? Rendite zusätzlich. Im vorgestellten Beispiel beträgt Ihre reale Rendite nach Steuern und Inflation demnach bei einer 10-jährigen Anleihe nur winzige 0,15%. Bei einer 5-jährigen Anleihe bleibt real sogar ein Verlust von 0,22% übrig. Bei kürzer laufenden Anleihen oder Festgeldern bzw. Tagesgeldkonten fällt diese Bilanz noch ernüchternder aus, bei Anleihen mit extrem langen Laufzeiten nur unwesentlich besser.
Liquidität gibt es genug
Einer der Haupteinflussfaktoren an den Finanzmärkten ist die Liquidität. Diese ist weltweit üppig. Es herrscht regelrechter Anlagenotstand und es fehlt an echten Alternativen. Nach einer Studie der Beratungsfirma Boston Consulting gibt es in Deutschland mittlerweile 4,4 Millionen Haushalte mit einem liquiden Vermögen von über 100 000 Euro. Diese Familien besitzen insgesamt 2 900 Milliarden Euro. 334 000 Haushalte verfügen sogar über mindestens eine Million Euro. Unter liquidem Vermögen versteht man Wertpapiere, Fondsanteile und Bargeld. Immobilien wurden nicht mit eingerechnet. In den USA sind diese Zahlen noch weitaus beeindruckender und ca. 15-fach höher.
Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Natürlich schwanken Aktienmärkte stark und es wird immer wieder Korrekturen geben. Viele fragen mich deshalb: Soll ich jetzt gleich kaufen oder erst etwas später? Das spielt auf Sicht der nächsten Monate keine große Rolle. Seien Sie nicht gierig, sondern diszipliniert und dankbar für diese Gelegenheit. Mein nicht ganz uneigennütziger Rat: Suchen Sie sich einen guten Vermögensverwalter, der Ihnen diese schwierigen Entscheidungen in den nächsten Jahren abnimmt.
Fazit
Noch überwiegt die Skepsis unter den Anlegern. Dies ist auch gut so. Doch die Skeptiker von heute sind die Käufer von morgen, wenn die Angst entwichen ist. Geld ist im Überfluss vorhanden. Die Aktienmärkte sind historisch extrem günstig bewertet, im Vergleich mit den Anleihemärkten sogar krass unterbewertet. Anleihen bringen inflations- und steuerbereinigt nur magere Renditen oder sogar Kaufkraftverluste! Dieses Missverhältnis wird sich dynamisch auflösen. Die Aktienmärkte werden an der ?Mauer der Angst? nach oben klettern. Kaufen Sie daher jetzt oder später, aber vergessen Sie nicht zu kaufen. Für ein Gespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.