Aktienmärkte vor explosiver Bewegung

In 2004 beobachteten wir bisher eine sehr geringe Schwankungsbreite ? aber eine extrem hohe Nervosität!

Die ersten neun Monate des Börsenjahres 2004 haben in der Summe lediglich eine Seitwärtsbewegung ergeben. Ich habe ein starkes zweites Halbjahr in meiner Jahresprognose beschrieben und halte diese Entwicklung weiterhin für wahrscheinlich. Warum? Es sprechen einfach zu viele Argumente dafür!

Positives Börsenjahr 2003 wird verdrängt

Der DAX hat in 2003 ca. 37% zugelegt, doch kaum ein Anleger hat den deutlichen Anstieg noch in Erinnerung. Anleger, die im Frühjahr 2003 entnervt das Handtuch warfen und ihre Bestände verkauften, haben an dieser Entwicklung nicht mehr partizipiert. Viele Investoren setzten sogar auf fallende Aktienkurse und verbuchten große Verluste. Der von Daniel Benton geführte und mit 8,2 Mrd. Dollar größte Hedge-Fonds für Aktien ?Andor Capital Management LLH? hat in 2003 sogar 13 Prozent verloren und damit im Vergleich zur Benchmark MSCI-World (der um ca. 30% zulegte) über 43% eingebüsst. "Anlegerschützer" wie der Amerikaner Dr. Martin Weiss titelten in ihren werbewirksam aufgemachten Publikationen: "Wie Sie Ihr Vermögen verdoppeln in der großen Geldpanik 2003". Am Ende des Jahres führten diese Spekulationen auf fallende Kurse jedoch eher zu Totalverlusten bei den Anlegern. Die Abstürze der Jahre 2000-2002 hatten viele Anleger zermürbt und sie wollten nun endlich auch einmal an fallenden Kursen Geld verdienen. Das Gegenteil trat ein.

Depressive Phase

Eine regelrechte Depression hat sich an den Finanzmärkten und in den Köpfen der handelnden Personen festgesetzt. Viele Marktteilnehmer stecken nach wie vor in der "emotionalen Falle" und können sich einen weiteren Anstieg einfach nicht vorstellen. Sie haben sich an das Muster der Bearmarket-Rallies, der Aufwärtsbewegungen im Abwärtstrend, gewöhnt. Im historischen Vergleich gibt es hierfür jedoch keine statistischen Belege. Es bringt grundsätzlich eher Nachteile mit sich, zu sehr seinen negativen Erfahrungen in der Vergangenheit nachzuhängen. Verglichen mit einer Autofahrt: Schauen Sie nicht fortwährend in den Rückspiegel, sehen Sie nach vorne auf die Straße! Die angeblich "zu gute Stimmung", auf die weiterhin viele Pessimisten hinweisen, ist eher ein Mythos denn eine Tatsache. In der letzten Woche sprach ich mit einem befreundeten Investmentbanker und fragte ihn nach der derzeitigen Situation und Stimmung im Aktienhandel. Seine Antwort: "Im Leichenschauhaus herrscht gute Stimmung im Vergleich zu dem, was hier los ist. Lediglich Garantieprodukte werden nachgefragt." In dieser Stimmung enden keine Bullenmärkte!

Seitwärtsbewegung in 2004

Die Seitwärtsbewegung in 2004 hat die alten Ängste vor einem erneuten Absturz der Aktienmärkte wiederbelebt. Ist dies wahrscheinlich? Eher nein. Die Nervosität der Anleger ist erstaunlich hoch. Nüchtern betrachtet, gibt es hierfür nur wenig nachvollziehbare Gründe. Schauen wir uns die Zahlen an. Der DAX hat in 2003 per Saldo 37% zugelegt. In diesem Jahr haben wir bisher ein Minus von lediglich einem Prozent gesehen. Der S&P 500 legte 2003 um ca. 26,4% zu, in 2004 bisher ca. 1%. Warum also diese Aufregung?

Schwankungsbreite extrem gering

Beeindruckend ist vor allem der Vergleich der diesjährigen Schwankungsbreiten mit dem Vorjahr: Der DAX ist in 2003 bis zum 12. März um 24,3% eingebrochen und hat sich im Jahresverlauf um über 82% (!) verbessert. Der S&P 500 hat bis zum Märztief 10,3% verloren und anschließend bis zum Jahresende um über 41% zugelegt. Die maximalen Veränderungen im Vergleich zum Jahresanfang betrugen im DAX in 2003 -24,3% bzw. +38,2%. Im S&P 500 -10,3% bzw. + 26,4%. 2004 verlief wesentlich ruhiger: Der DAX hat verglichen mit den Ständen zum Jahresanfang (3965 Punkte) im Tief am 16. August 8,7% verloren, und zum Hoch am 27. Januar 5,3% gewinnen können. Der S&P 500 lag am Jahreshoch +4,6% und am Jahrestief bei -4,6%. Die Schwankungsbreite (Volatilität) lag damit deutlich geringer als im Vorjahr.

Ölpreis sorgt für Verunsicherung

Der bisherige Verlauf hält sich recht genau an unsere Erwartungen. Die "Rückstände" aus den schwachen Sommermonaten Juli und August, die sich schwächer präsentierten, als ihr historischer Durchschnitt - vorgegeben - hatte, sollten bis zum Jahresende aufgeholt werden. Der extreme Ölpreisanstieg um über 60% hat die meisten Marktteilnehmer überrascht und die Aktienmärkte belastet. Die Korrektur an den Aktienmärkten verlief jedoch im Verhältnis zum Anstieg des Ölpreises äußerst moderat. Wir werten diese beeindruckende relative Stärke klar positiv.

Fazit

Die Nervosität unter den Anlegern ist - trotz einer äußerst geringen Schwankungsbreite - sehr hoch. Es kündigt sich eine explosive Bewegung an. Die technische und fundamentale Situation spricht in der Summe für einen Ausbruch nach oben. Viele Anleger sind weiterhin nicht oder nicht voll investiert und verharren weiter abwartend an der Seitenlinie. Der größte Überraschungseffekt liegt in einem dynamischen Ausbruch aus der Seitwärtsspanne - und zwar nach oben!

 

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