Update Jahresprognose 2004

Die Nervosität unter den Anlegern ist in den letzten Tagen deutlich angestiegen. Die Wirtschaftspresse titelt mit negativen Kursprognosen. Die Verunsicherung unter den Anlegern nimmt ständig zu. Brechen die Aktienmärkte nun ein oder sehen wir bis zum Jahresende eine deutliche Erholung?

Unsere 28-seitige Jahresprognose für 2004 können Sie sich auf unserer Website (einfach diesen Link anklicken).

Allgemeine Verunsicherung

Das ?Handelsblatt? titelte gestern mit "Charttechniker warnen vor Kurssturz". Viele Experten - vor wenigen Wochen noch im Bullenlager - haben nun die Seiten gewechselt und rechnen mit größeren Kurseinbrüchen. In der heutigen Ausgabe lautet die Headline "Bei Tech-Werten geht es weiter bergab". Die Terrorangst ist weiterhin in den Märkten als Belastungsfaktor eingepreist, die Olympischen Spiele in Athen und der in Kürze stattfindende Wahl-Parteitag der Republikaner werden als mögliche Ziele genannt. Die Terrorwarnstufe in den USA wurde bereits erhöht. Wir nehmen diese allgemeine Verunsicherung zum Anlass, ein kurzes Update unserer Jahresprognose zu veröffentlichen.

Update unserer Jahresprognose

Wir gingen in unserer Jahresprognose von folgenden Entwicklungen in 2004 aus:

1. Zinsanstieg wird ausbleiben

Der von vielen gesehene Zinsanstieg sollte ausbleiben. Der Marktkonsens der Investmentbanken liegt zwischen 4,70% und 5,60%. Fakt ist: Die 10-jährigen Renditen notieren aktuell in den USA bei 4,24% (4,29% zum Jahresanfang), die deutschen 10- jährigen Bundesanleihen mit heute 4,08% sogar noch niedriger. Die relative Bewertung der Aktienmärkte ist damit weitgehend attraktiver als zu Jahresbeginn. Die Unternehmensergebnisse haben sich im ersten Halbjahr signifikant verbessert. Das KGV des S&P 500 liegt aktuell bei ca. 17, dies entspricht dem tiefsten Wert seit 8 Jahren. Das KGV des Rentenmarktes liegt bei (100:4,24) 23,5. Es ergibt sich hieraus eine relative Unterbewertung des S&P 500 im Vergleich zum Rentenmarkt von über 35%.

2. US-Dollar wird sich gegenüber dem Euro erholen

Der US-Dollar sollte sich im Verhältnis zum Euro erholen. Der Wechselkurs des Euro lag zu Jahresbeginn bei 1,26 USD, in der Spitze bei über 1,29 USD und notiert heute mit ca. 1,22 USD. Der Dollar hat sich seit Jahresanfang damit gegenüber dem Euro um ca. 3% erholt.

3. Erstes Halbjahr seitwärts an den Aktienmärkten - zweites Halbjahr deutlich fester

Die Aktienmärkte sollten - im Gegensatz zum Marktkonsens - im ersten Halbjahr seitwärts tendieren und im weiteren Jahresverlauf deutlich anziehen. Während in einem Wahljahr - im historischen Vergleich der letzten 100 Jahre - die Sommermonate bereits einen deutlichen Kursanstieg bringen, so ist der Markt in den letzten sechs Wochen von diesem Muster abgewichen. Der Juli und August waren bisher deutlich zu schwach.

diagram

Die Hauptursachen für diese Schwäche liegen im hohen Ölpreis begründet, die Sorte Brent ist heute ca. 43% teurer als zu Jahresbeginn. Der von uns zu Jahresbeginn gesehene klare Wahlsieg von Präsident Bush hat sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Herausforderer John Kerry entwickelt. Diese Unsicherheit über den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten belastet die Märkte zusätzlich. Amtsinhaber George W. Bush sieht sich vor allem einem weltweit außergewöhnlichen Trend gegenüber. Bei allen bisherigen Wahlen in 2004 haben die Amtsinhaber, gleich welcher Partei oder politischer Richtung kräftig verloren.

Bemerkenswert geringe Volatilität

Die Volatilität des S&P500 war bis im Juni extrem gering. Die monatlichen Veränderungen lagen jeweils zwischen -2% und + 2%. Letztmalig gab es sechs Monate in Folge mit so geringer Volatilität von Februar bis August 1964 (!). Das Gesamtjahr 1964 erbrachte einen absoluten Ertrag von 16,5%.

Erträge übertreffen weiterhin die Erwartungen der Analysten

Die wichtigsten Industrienationen befinden sich weiterhin in einem zyklischen Aufschwung. Das Wirtschaftswachstum ist robust und die Erträge der Unternehmen haben sich im ersten Halbjahr 2004 signifikant verbessert. First Call geht für das laufende Jahr von einem durchschnittlichen Anstieg der Erträge um 21% im S&P 500 aus. In den fünf letzten Quartalen haben die Erträge der Unternehmen die Analystenschätzungen jeweils auf breiter Front übertroffen. Die Marktteilnehmer legen ihren Fokus jedoch auf eine erwartete Abschwächung der Erträge in 2005. Dies beinhaltet einen potentiellen, positiven Überraschungsfaktor, sollten die Erträge auch im zweiten Halbjahr 2004 weiter kräftig zulegen können.

Fazit

Es fällt uns weiterhin sehr schwer, zum jetzigen Zeitpunkt Risikofaktoren auszumachen, die an den Märkten nicht hinlänglich bekannt, ausdiskutiert und somit eingepreist sind. Die relative Bewertung der Aktienmärkte hat sich durch den sich ausweitenden Spread zwischen deutlich anziehenden Unternehmenserträgen und seit Jahresanfang relativ konstant gebliebenen Renditen an den Anleihemärkten deutlich verbessert. Die extrem negative Stimmung und hohe Nervosität unter den Anlegern ist fundamental kaum zu begründen. Wir gehen weiterhin bis zum Jahresende von signifikant anziehenden Aktienmärkten aus.

 

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