Anschläge als nachhaltige Gefahr für die Märkte?

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA auf die beiden Türme des World Trade Center und das Pentagon haben die Welt verändert. Dieses "Terror-Phänomen" wurde vorher nur beiläufig und beschränkt auf isolierte Krisenherde - vor allem im Nahen Osten - von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Viele Experten bewerten die Anschläge noch heute als Auslöser der weltweiten, wirtschaftlichen Schwächephase und als maßgeblichen Faktor der Börsenschwäche der vergangenen Jahre. Sehr oft werde ich in diesen Tagen gefragt, ob nicht im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen im November ein weiterer, großer Terroranschlag erfolgen würde und ob dies nicht erneut extreme Kursverluste zur Folge hätte. Ich habe daher die unmittelbaren Folgen der Terroranschläge und ihre Auswirkungen auf die weltweiten Aktienmärkte ausführlich untersucht.

Die erstaunliche Entwicklung nach dem 11. September 2001

Wie lange, denken Sie, haben die weltweit führenden Börsenindizes S&P 500, Nasdaq 100, Euro-Stoxx-50 oder der DAX gebraucht, um sich von den Folgen der Anschläge am 11.09.2001 zu erholen. Über zwei Jahre? Über ein Jahr? Einige Monate? Nein. Einige Tage! Der marktbreite S&P 500 hatte seinen Stand vom Vortag der Terroranschläge ? dem 10.09.2001 ? bereits nach 13 (!) Handelstagen wieder erreicht, der Nasdaq 100 nach 19 Tagen, der Euro-Stoxx-50 und der DAX nach jeweils 17 Tagen! Bereits am 11. Oktober 2001 hatten alle weltweit führenden Indizes die Verluste seit dem 11.09.2001 wieder vollständig ausgeglichen.

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Ein Anleger, der in der Nähe der Tiefstkurse - nur wenige Tage nach den Terroranschlägen - mutig und gegen die vorherrschende Panik gekauft hatte, konnte bereits bis Mitte Dezember folgende Gewinne realisieren: S&P 500: +24,29%; Nasdaq 100: +59,29%; Euro-Stoxx-50: +41,02%; DAX: +50,93%.

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Ein Anleger, der unglücklicherweise exakt einen Tag vor den Anschlägen, also zu den Schlusskursen am 10. September 2001 gekauft hätte, lag bis Mitte Dezember immerhin noch bei folgenden Maximalwerten: S&P 500: +7,4%; Nasdaq 100: +27,04%; Euro-Stoxx-50: +12,35%; DAX: +14,38%. Hätten Sie das gedacht?

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Anschläge in Madrid am 11. März 2004

Die Anschläge vom 11. März 2004 trafen die Märkte nahe ihrer Jahreshochs und waren lediglich ein verstärkender Faktor für eine längst fällige, technische Korrektur, die bereits einige Tage vorher begann. Der DAX benötigte lediglich 16 Handelstage um die Verluste wieder wett zu machen, der S&P 500 sogar nur zwölf. Die politischen Folgen waren nachhaltiger. Der konservative Ex-Regierungschef Jose Maria Aznar wurde ebenfalls zum "Opfer" der verheerenden Anschläge. Aznars Regierung war vorgeworfen worden, aus wahltaktischen Gründen, die baskische Untergrundorganisation ETA für die Anschläge mit über 190 Toten verantwortlich gemacht zu haben. Die Wahlen drei Tage nach dem Anschlag wurden überraschend von den Sozialisten gewonnen. Die US-Regierung hat erneut Befürchtungen bekräftigt, dass die Terrororganisation Al-Kaida im Sommer einen großen Anschlag auf ein Ziel in den USA plane. Das Kalkül der Al-Kaida könnte es sein, mit einem Anschlag in den USA ähnliche Reaktionen, vergleichbar mit dem Attentat in Madrid, zu provozieren. Die siegreichen Sozialisten leiteten damals umgehend den Abzug der spanischen Soldaten aus dem Irak ein.

Kampf gegen den weltweiten Terror läuft

Während US-Präsident George W. Bush für "seinen" Kampf gegen den "Club der Entwickler von Massenvernichtungswaffen" auch und vor allem in Deutschland heftig kritisiert wird, gibt es dazu wenig Alternativen. Zwischen Demokraten und Republikanern besteht darin weitestgehend Einigkeit. Bereits im Mai 2003 wurde hierzu - von der breiten Öffentlichkeit kaum realisiert - die "Proliferation Security Initiative" (PSI) eingeführt. Auch die den Irak-Krieg verurteilenden Länder, wie Deutschland und Frankreich sowie Japan und Großbritannien, haben sich dieser Initiative zur Eindämmung des Handels mit Massenvernichtungswaffen und deren Bauteilen angeschlossen. Weitere Erfolge im Kampf gegen die Verbreitung von "weapons of mass destruction" (WMD) sind zu erwarten. Libyen hat bereits offiziell die Waffenprogramme für beendet erklärt, weitere Länder sollten diesem Vorbild folgen.

Fazit

Die Bedrohung der Aktienmärkte und Weltwirtschaft durch Terroranschläge ist überwiegend psychologischer Natur. Tatsächliche und ursächliche Zusammenhänge sind nicht festzustellen. Durch Terroranschläge verursachte Börseneinbrüche sind bisher immer nur zeitlich sehr begrenzte Ereignisse gewesen.

 

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