Öl und Terror
Es herrscht die einhellige Meinung vor, dass nach einem erneuten, massiven Terroranschlag der Ölpreis nach oben explodieren würde. Der Weltkonjunktur sollte dies schweren Schaden zufügen und die Wirtschaft erneut in die Rezession abgleiten lassen. Die Wirtschaftspresse hat dieses Thema in den letzten Tagen verstärkt aufgegriffen. Hysterie oder begründete Angst?
US-Regierung besorgt über erneute Terrorgefahr
Ursache für den Ölpreisanstieg sollen die neuen Terrorwarnungen von Heimatschutzminister Tom Ridge sein. Den vorliegenden Informationen zufolge, bereite El-Kaida im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November neue Anschläge in den USA vor. VWD meldete hierzu am Donnerstag: "Im späten New Yorker Geschäft ist der Preis für Light Sweet am Donnerstag wegen einer Terrorwarnung der US-Regierung erstmals seit dem 1. Juni wieder über 40 USD/Barrel gestiegen." Gibt es diesen erwähnten Zusammenhang tatsächlich?
Was geschah nach dem 11. September 2001?
Wie entwickelte sich der Ölpreis nach den Anschlägen des 11. September 2001? Ist er, wie vordergründig zu erwarten, kräftig angestiegen? Wenn ja, wie lange ist er gestiegen? Schätzen Sie mal! Das Ergebnis wird Sie überraschen: Der Ölpreis stieg genau drei (!) Tage lang, von 27,56 US-Dollar auf 31,13 USD am 14. September 2001 an. Anschließend stürzte er rasant ab! Der Ölpreis erreichte sein anschließendes Tief am 19. November 2001 bei 16,08 US-Dollar. Ein Anleger, der nach den Terroranschlägen auf einen, wie von vielen Experten damals prognostiziert, stark und dauerhaft ansteigenden Ölpreis setzte, verlor innerhalb von nur zwei Monaten mehr als 48% (!).
Auch nach den Anschlägen in Madrid vom 11. März 2004, stieg der Ölpreis nur sehr kurzfristig leicht an und gab in den Folgetagen fast 20% ab.
Fazit
Warum also sollte der Ölpreis beim nächsten Anschlag nachhaltig ansteigen, wenn er selbst nach den verheerenden Anschlägen vom 11. September 2001 eher gegensätzlich zur Markterwartung reagierte? Märkte diskontieren alle Faktoren sehr schnell und effektiv, die Angst vor einem weiteren Anschlag ist längst eingepreist. Der negative Überraschungsfaktor ist nur noch sehr begrenzt vorhanden.