EURO - Vorsicht!

Die zweite, von uns in diesem Jahr gesehene Überraschung erwarten wir bei der Entwicklung des US-Dollars zum Euro. Ein Großteil der befragten Investmentbanken geht im Durchschnitt von tendenziell nur leichten Veränderungen aus. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da auch in den letzten Jahren mit jeweils nur geringen Schwankungen in deren veröffentlichten Prognosen gerechnet wurde. Die Veränderungen waren aber immer recht deutlich. Das Stimmungsbild unter Anlegern und Marktbeobachtern stellt sich gänzlich anders dar. Es wird fast einhellig ein sich weiter abschwächender US-Dollar erwartet und in schöner Regelmäßigkeit auf die Probleme der US-Wirtschaft, das große Zwillingsdefizit der USA, die ausufernden Staatsausgaben und die drastischen Steuersenkungen verwiesen. Dies ist jedoch hinlänglich ausdiskutiert, den Marktteilnehmern bekannt und damit im Wechselkursverhältnis eingepreist. Die damit verbundenen, positiven Auswirkungen auf die US-Wirtschaft in diesem Jahr werden übersehen.

Risiken für den Euro werden ignoriert

In Europa dagegen werden die noch unabschätzbaren Risiken der EU-Osterweiterung, die unserer Meinung nach zu großen Problemen der bisherigen EU-Mitglieder durch Steuerdumping der Beitrittsländer führen wird, ausgeblendet. Die effektive Steuerbelastung ist in vielen der Beitrittsländer gerade einmal halb so hoch wie beispielsweise in Deutschland, der mit Abstand größten europäischen Volkswirtschaft. Der unflexible europäische Arbeitsmarkt, eine ausufernde europäische Bürokratie und damit verbunden ein schwächeres Wirtschaftswachstum als in den USA, wird kaum beachtet. Es hat sich im Wechselkursverhältnis eine Blase gebildet, die jedoch, ähnlich derer am Aktienmarkt Anfang 2000, von niemandem als solche identifiziert wird. Der Trend wird weiter undifferenziert fortgeschrieben. Doch mit jedem weiteren Anstieg des Euros wird diese Überbewertung ausgebaut und die Risiken nehmen zu. Fast alle Absicherungsgeschäfte europäischer Exporteure an den Terminbörsen, sind Shortpositionen auf den US-Dollar. Beginnt der Trend eines sich abschwächenden Euros zu greifen, kann sich schnell eine deutliche Abwärtsbewegung entwickeln. Viele der jetzigen Euro-Optimisten haben fast den kompletten Aufwärtstrend seit dem Tief bei 0,82 verpasst und sind erst spät auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Diese Marktteilnehmer werden ihre Positionen auch schnell wieder abgeben, sollte dieser Aufwärtstrend kippen.

Öffentliche Stimmung viel zu optimistisch

Erinnern wir uns an die Stimmung für den Euro in der Nähe seiner Tiefstkurse. Es wurden Parteien gegründet, die die Wiedereinführung der D-Mark im Parteinamen tragen, es hatten fast alle Talk-Shows den schwachen Euro und den damit verbundenen Kaufkraftverlust unserer Währung im Ausland zum Thema. Einige Professoren klagten medienwirksam beim Bundesverfassungsgericht gegen den Euro. Wie ist die öffentliche Meinung zum Euro heute, nach einer Aufwärtsbewegung von ca. 57%? Die Witze werden heute über den schwachen US-Dollar und den damit verbundenen Niedergang der US-Wirtschaft gemacht. Ist das keine Blase?

Maastricht-Kriterien vor Aufweichung

Wir gehen davon aus, dass die Maastricht-Kriterien in 2004 weiter ausgehöhlt werden. Vor allem die großen EU-Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien werden in ihrer Steuer- und Wirtschaftspolitik der Vorgehensweise der US-Regierung folgen, die sie heute noch kritisieren. Wir sehen dazu keine sinnvolle Alternative.

Fazit

Anlagen in US-Dollar erscheinen uns für 2004 wesentlich attraktiver als dies noch für 2003 galt. Ein generelles Meiden des US-Dollars, wie von vielen Marktbeobachtern empfohlen, halten wir nicht für angebracht. Wir sehen einen wieder schwächeren Euro und halten Kurse unter 1,15 zum US-Dollar für wahrscheinlich, das theoretische Optimalziel wäre gemäß unserer Prognosemethodik 1,09.

 

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